Heidelberg, 1958. Als sich der fünfzehnjährige Michael auf dem Heimweg bei strömendem Regen in einem Hauseingang übergibt, kommt ihm Hanna zu Hilfe. Um sich zu bedanken, stattet Michael ihr einen Besuch ab, der jedoch abrupt endet, als er die Frau beim Umziehen beobachtet. Wenige Tage später sucht er sie erneut auf und die beiden schlafen miteinander. Eine ungleiche Beziehung beginnt, zu deren Ritualen neben einem gemeinsamen Bad bald auch gehört, dass Michael Hanna vorliest. Doch die Affäre endet jäh, als sie plötzlich verschwindet. Sieben Jahre später sieht Michael Hanna während seines Jurastudiums in einem Gerichtssaal wieder. Die ehemalige KZ-Aufseherin ist als Kriegsverbrecherin angeklagt. Michael ist hin- und hergerissen in seinen Gefühlen für sie, bis er erkennt, dass Hannas Verhalten im Prozess und auch während ihrer Beziehung nur dadurch zu erklären ist, dass sie weder lesen noch schreiben kann.
Bernhard Schlinks 1995 veröffentlichter Roman »Der Vorleser« ist ein weltweiter Bestseller. Lakonisch und zugleich einfühlsam erzählt der Roman die Geschichte einer gegenseitigen Abhängigkeit und reflektiert mit seinen fein gezeichneten Figuren den Menschen als moralisch empfindendes und denkendes Wesen im Angesicht der Verbrechen des Holocaust.