Himmel und Hölle – Faurés Requiem und Liszt
Ein friedlicher Übergang ins Paradies: In der Musikgeschichte gibt es wohl kaum ein anderes Requiem, das den Tod so versöhnlich und zuversichtlich behandelt. Lichte, intime Klänge ziehen sich durch Faurés Werk, das 1888 begonnen mehrere Versionen erlebte. Die übliche Dramatik einer Totenmesse sucht man in diesem Werk vergeblich. Nur Chor, tiefe Streicher, Harfe, Pauken und Orgel zeichneten bei der Uraufführung in der Pariser Kirche „La Madeleine“ die feinsinnige Klangwelt nach. Erst später, zur Pariser Weltausstellung 1900, entstand die heute bekannte Version mit großem Orchester, bei der jedoch niemals alle Instrumente gleichzeitig spielen. Anima Eterna Brugge präsentiert die Fassung von 1893 und macht damit die einzigartige Schönheit sowie die intime Klangwelt von Faurés Werk erlebbar.
Der Gegensatz könnte also kaum größer sein, wenn man Liszts und Faurés Umgang mit dem „Dies Irae“ vergleicht: Während Liszt mit „Totentanz“ dramatische und düstere Akzente setzt, vermittelt Faurés Requiem Trost und ein tiefes Vertrauen in die Ewigkeit. Genau solchen kompositorischen Ursprungsgedanken nachzuspüren, hat sich Anima Eterna Brugge zur Aufgabe gemacht. Was haben die Komponisten und Musizierenden damals gehört, gedacht? Wie gespielt, wie aufgeführt?
Ebenfalls auf dem Konzertprogramm steht an diesem Abend Liszts sinfonisches Gedicht „Les Préludes“, uraufgeführt 1854 in Weimar. Inspiriert von Alphonse de Lamartines „Méditations poétiques“ eröffnet das Werk mit der Frage: „Ist unser Leben etwas anderes als eine Reihe von Préludes zu diesem unbekannten Gesang, dessen erste und feierliche Note der Tod anstimmt?“ Das Orchester folgt hier wie bei allen Werken des Abends der Originalpartitur, die Liszts ursprüngliche kompositorische Absichten bewahrt. In „Totentanz“ zeigt Liszt eine düster-faszinierende Seite: Inspiriert von mittelalterlichen Darstellungen des Totentanzes, verwebt er die bekannte gregorianische Dies-Irae-Melodie in hochvirtuose Klavierpassagen, die einst als „unspielbar“ galten. Für diese Aufführung wird ein historischer Érard-Flügel von 1886 genutzt – eine Hommage an Liszt und seine Zeit. Das preisgekrönte Orchester bringt an diesem Abend mit höchster Präzision die Eindrücke der Vergangenheit in historischer Aufführungspraxis auf die Bühne. Unter der Leitung von Jakob Lehmann stehen dem Orchester an diesem Abend das ebenso renommierte Vokalensemble Vox Luminis und eine hervorragende solistische Besetzung zur Seite.
Kathrin Staffler: Leiterin Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Kulturbüro Friedrichshafen.
Anima Eterna Brugge & Vox Luminis
Sa 18. Januar, Graf-Zeppelin-Haus Friedrichshafen, 19.30 Uhr
Jakob Lehmann: Leitung
Joseph Moog: Klavier
Yeree Suh: Sopran // Thomas Bauer: Bariton
Franz Liszt: Les Préludes, Sinfonische Dichtung Nr. 3, S.97
Franz Liszt: Totentanz. Paraphrase über „Dies Irae“
Gabriel Fauré: Requiem op. 48