Max Bruchs „Schottische Fantasie“
Die Geige, sagte der 1938 in Köln geborene Komponist Max Bruch, müsse man wie eine Geliebte behandeln und sie zufrieden und glücklich machen. Und allein für Violine gibt es von Bruch neben seinem überaus berühmten 1. Violinkonzert in g-Moll op. 26 noch zwei weitere Violinkonzerte (d-Moll op. 44 und d-Moll op. 58), ein Adagio appassionato in f-Moll op. 57, ein Adagio in cis-Moll op. 65 „In Memoriam“, eine Serenade in a-Moll op. 75, allesamt für Violine und Orchester sowie die „Fantasie für die Violine mit Orchester und Harfe unter freier Benutzung schottischer Volksmelodien“, kurz: Schottische Fantasie in Es-Dur op. 46. Doch das meiste davon ist ebenso wie sein insgesamt durchaus vielfältiges Werk, zu dem u. a. Sinfonien, Chorwerke, Opern, Lieder und Klavierstücke zählen, weitestgehend in Vergessenheit geraten. Außer dem erwähnten 1. Violinkonzert findet sich heute lediglich die „Schottische Fantasie“ noch gelegentlich in Konzertprogrammen wieder. Gewidmet hat Bruch dieses hochvirtuose viersätzige Stück Pablo de Sarasate, der die Uraufführung 1881 allerdings einem anderen Geigenstar jener Zeit überließ: Joseph Joachim, dem Widmungsträger des 1. Violinkonzerts.
Mit dieser Schottischen Fantasie, gespielt von dem herausragenden Violinisten Joshua Bell, und Bruckners 4. Sinfonie ist das NDR Elbphilharmonie Orchester jetzt erstmals in Friedrichshafen zu Gast. Es hat einige Namen getragen, das heutige Residenzorchester der Elbphilharmonie in Hamburg: zunächst 1945 gegründet als Orchester des NWDR, ab 1956 NDR Sinfonieorchester und seit 2016 NDR Elbphilharmonie Orchester. Der Name hat sich geändert, nicht jedoch der Ruf dieses ausgezeichneten Klangkörpers. Er hat sich über die Jahrzehnte stetig gefestigt, ob unter der Leitung von Hans Schmidt-Isserstedt, Günter Wand, Christoph Eschenbach, Christoph von Dohnányi oder Thomas Hengelbrock. Seit 2019/20 hat der Amerikaner Alan Gilbert die Position als Chefdirigent inne. Er ist vom New York Philharmonic Orchestra an die Elbe gekommen. Zwei Jahrzehnte und länger haben die ersten beiden Chefdirigenten, Hans Schmidt-Isserstedt und Günter Wand, in intensiver Zusammenarbeit mit den Musikerinnen und Musikern das Renommee „ihres“ Orchesters profiliert. Doch auch ihre Nachfolger haben – wenn auch in deutlich kürzeren Amtszeiten – nachwirkende Akzente gesetzt. Heute gestaltet das Orchester in Hamburg, Lübeck und Kiel diverse Konzertreihen und begeistert national und auch international auf Tourneen durch Europa, nach Nord- und Südamerika sowie regelmäßig nach Asien.
Von Christiane Krupp-Versen: Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Kulturbüro Friedrichshafen.
NDR Elbphilharmonie Orchester
So 31. Oktober, Graf-Zeppelin-Haus Friedrichshafen, 20 Uhr
Joshua Bell: Violine
Alan Gilbert: Leitung
Max Bruch: Schottische Fantasie für Violine und Orchester op. 46
Anton Bruckner: Sinfonie Nr. 4 Es-Dur „Die Romantische“