Das Alte wird neu und das Neue alt
Selten erlebt man ein junges Streichquartett so unkonventionell, entspannt, reif und gleichzeitig voller Vitalität wie das Isidore String Quartet. Obwohl das Ensemble erst seit knapp fünf Jahren zusammenspielt – es wurde 2019 in New York gegründet – hat es sich bereits als feste Größe in der Kammermusikszene etabliert. Bereits drei Jahre nach ihrer Gründung überzeugten sie die Jury des renommierten Internationalen Streichquartett-Wettbewerbs in Banff mit ihrer lebendigen Interpretation und gewannen einen der bedeutendsten Preise für Streichquartette. Dabei hat es sich das New Yorker Ensemble zur Aufgabe gemacht, das gewohnte Repertoire neu zu erforschen. Seine Interpretationen verfolgen den Ansatz, das Alte so zu behandeln, als wäre es neu und das Neue, als sei es alt. Dementsprechend gestaltet das Quartett seine Programme, stellt bekannte Werke zeitgenössischen gegenüber und bürstet Hörgewohnheiten gehörig gegen den Strich. Dieses Spannungsfeld zwischen Alt und Neu macht das Isidore String Quartet zu einem der spannendsten jungen Ensembles unserer Zeit.
Für das Konzert in Friedrichshafen hat es Werke ausgewählt, die schon zu ihrer Entstehungszeit die Hörgewohnheiten auf den Kopf stellten. Den Auftakt bildet Mozarts Streichquartett C-Dur, bekannt als „Dissonanzenquartett“. Es gilt als eines der bemerkenswerteren Werke Mozarts, nicht zuletzt wegen der mutigen Verwendung von Dissonanzen, die in der langsamen Einleitung des ersten Satzes besonders auffällig sind. Gleichzeitig lässt das Werk aber auch den typisch mozart’schen Charme und die Leichtigkeit nicht vermissen.
Auch Ludwig van Beethovens spätes Streichquartett in Es-Dur, das in den letzten Lebensjahren des Komponisten entstand, steht auf dem Programm. Die intensiven Emotionen, die Beethoven hier ausdrückt, waren für seine Zeit revolutionärund leiteten eine neue „Ära“ der Musikgeschichte ein. Ergänzt wird das Programm durch das Streichquartett Nr. 3 „Unrequited“ des zeitgenössischen Komponisten Billy Childs, der in Jazz und Klassik gleichermaßen beheimatet ist. Es bleibt spannend zu sehen, wie das Isidore String Quartet diese vielseitigen Werke auf der Bühne zum Leben erweckt – und dabei das Alte neu und das Neue alt erscheinen lässt.
Kathrin Staffler: Leitung Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Kulturbüro Friedrichshafen.
Do 7. November, Graf-Zeppelin-Haus Friedrichshafen, 19.30 Uhr
Phoenix Avalon, Violine // Adrian Steele, Violine // Devin Moore, Viola // Joshua McClendon, Violoncello
Werke von W. A. Mozart, Ludwig van Beethoven, Billy Childs