Die Oper Chemnitz mit einer Neuinszenierung von Bizets Oper „Carmen“
Liebe, Leidenschaft und Tod – neben schönen Stimmen und mitreißenden Melodien ist das der Stoff, aus dem viele Opern sind. Doch kaum eine ist so bekannt geworden wie „Carmen“ von Georges Bizet. Aus Sinnlichkeit und Melancholie, Temperament und Tragik, Raffinesse und Romantik webte der Komponist Hits wie die Habanera „L´amour est un oiseau rebelle“, die Blumenarie und „Toréador, en garde!“.
Er erzählt die Geschichte der Fabrikarbeiterin Carmen, die die Freiheit mehr liebt als die Liebe, und des Soldaten José, dem es genau anders herum geht. Ihr Verhältnis stürzt die sanfte Waise Micaëla ins Unglück. Es endet mit Carmens Begeisterung für den großspurigen Stierkämpfer Escamillo und ihrer Ermordung durch José. Dieses Drama taucht Bizet in Anklänge an Flamenco und südamerikanische Rhythmen, lyrische Arien und ein unheilvolles Schicksalsmotiv. Bizet war nie in Spanien, beschäftigte sich aber intensiv mit spanischen Liedern und Folklore.
Die Rolle der Carmen verlangt nicht nur eine große Stimme und ausgezeichnete Technik, sondern auch Schauspieltalent und erotische Ausstrahlung. Die für die Uraufführung 1875 in Paris vorgesehene Sängerin sagte jedoch wegen Carmens skandalöser Persönlichkeit ab. Bizet fand in Célestine Galli-Marié einen ausdrucksstarken Ersatz, trotzdem floppte die Oper zunächst. Das Personal aus Arbeitern, Schmugglern und Soldaten sowie die moralisch fragwürdige Handlung befremdeten das Publikum. Nach einer Aufführung in Wien startete das Werk wenig später durch, wurde zu Bizets Markenzeichen und zu einem der größten Welterfolge der Operngeschichte. Der Komponist erlebte seinen Triumph nicht mehr, er starb im gleichen Jahr mit nur 36 Jahren.
Die Oper Chemnitz holt ihre für das Frühjahr 2020 geplante Premiere der Oper am 23. September nach. Schon am 18. Oktober kommt das Ensemble damit nach Friedrichshafen. Die Inszenierung von Regisseurin Arila Siegert konzentriert sich auf die zerstörerische Passion der Hauptfiguren. Die Carmen dieser Aufführung lebt und stirbt in selbstbestimmter Lust und nach den eigenen Regeln. José hätte es spätestens nach der Habanera besser wissen müssen und verfällt doch der Verführung. Gegen seinen Rausch der Gefühle haben die brave Micaëla, die fromme Mutter und die Warnungen seiner Kollegen keine Chance.
Carmen – Opéra comique in vier Akten von Georges Bizet
Di 18. Oktober, Graf-Zeppelin-Haus Friedrichshafen, 19.30 Uhr
Einführung: 18.45 Uhr
Oper Chemnitz, in französischer Sprache mit deutschen Übertiteln
Libretto: Henri Meilhac und Ludovic Halévy nach der Novelle von Prosper Mérimée
Inszenierung: Arila Siegert
Musikalische Leitung: Jakob Brenner
Foto: Nasser_Hashemi