Mit dem Klavierduo Yaara Tal & Andreas Groethuysen
Ihr Beginn ist dunkel, sie nimmt ihre Hörer mit durch rätselhafte Kontraste von hellen Kantilenen, zornigem Aufbegehren und schmerzlicher Melancholie. Trotzdem gehört die „Unvollendete“ von Franz Schubert zu den meistgespielten Werken nicht nur in deutschen Konzerthäusern. Die vier ersten Töne aus Beethovens „Schicksalssinfonie“ haben es sogar zum Handyklingelton gebracht. Kaum ein anderes Musikstück ist so populär auf den Bühnen der Welt wie dieser so rhythmisch prägnante wie melodisch hinreißende Weg von c-moll nach C-Dur. Am 4. November stehen beide Werke im Graf-Zeppelin-Haus auf dem Programm, allerdings jenseits aller Hörgewohnheiten: Kraft, Ausdruck und Melodienreichtum sind in vier Stimmen kondensiert.
Die Pianisten Yaara Tal und Andreas Groethuysen bilden eines der besten Klavierduos der Welt. Seit 1985 musizieren sie miteinander. Sie sind nicht nur für überragende Fingerfertigkeit und Kreativität bekannt, sondern auch für vielbeachtete Aufnahmen und außerordentliche Live-Programme. Für dieses Projekt haben sie sich mit dem virtuosen Multiinstrumentalisten Sergey Malov zusammengetan. Er wechselt mühelos zwischen Geige, Bratsche und Cello da Spalla und wurde auf jedem dieser Instrumente mehrfach ausgezeichnet. Auch Cellistin Raphaela Gromes ist vielfach für ihre Brillanz, Spielfreude und Klangpoesie preisgekrönt. Alle fünf CDs landeten jedes Mal in den Top Ten der deutschen Klassik-Charts.
Zusammen trauen sie sich an das Wagnis, berühmte Sinfonien in Fassungen für Klavier zu vier Händen, Geige und Cello aufzuführen. Beethoven ohne Pauken und Trompeten – zur Zeit der Komposition der Klassiker war das nicht ungewöhnlich. Es gab weder CD, noch Radio oder Youtube, Konzerte waren selten, teuer und nicht allen zugänglich. Wer Musik hören wollte, musste sie selbst machen. So entstanden Arrangements und Bearbeitungen großer Musik im Wohnzimmerformat. Heute bieten sie die Chance, lange Bekanntes neu und anders zu erleben.
Anlauf nehmen die vier Ausnahmemusiker mit einer kammermusikalischen Version der ersten Sinfonie von Felix Mendelssohn Bartholdy. Der 15-Jährige hatte sie seiner Schwester Fanny zum 19. Geburtstag nicht nur geschenkt, sondern auch von Musikern der Hofkapelle aufführen lassen. Auch die reduzierte Fassung stammt von ihm selbst. Sie zeugt von ungewöhnlicher Reife, vor allem aber bezaubert sie durch Frische und jugendlichen Elan. In ihr prickelt bereits die tänzerische Leichtigkeit der wenig später entstandenen Sommernachtstraum-Ouvertüre.
Corinna Raupach ist freie Journalistin.
Klavierduo Tal & Groethuysen
Do 4. November, Graf-Zeppelin-Haus Friedrichshafen, 20 Uhr
Ausserdem mit Sergey Malov, Violine und Raphaela Gromes, Violoncello