Konzert des Sinfonieorchester Friedrichshafen
Am Vorabend des dritten Advents spielt das Sinfonieorchester Friedrichshafen Beethovens Violinkonzert und Dvořáks neunte Sinfonie – Solistin ist Meruert Karmenova.
Bei der Uraufführung von Beethovens Violinkonzert wurde Stargeiger Franz Clement nervös: Er fürchtete, der erste Satz könnte dem Publikum zu lange dauern. Kurzerhand drehte er die Geige um und spielte die Kadenz mit nach unten gewendeten Saiten. Seine Sorge war unbegründet – das Publikum bejubelte das Konzert, dessen Virtuosität ganz im Dienst der Melodien steht. Es liebte den edlen ersten Satz ebenso wie den hinreißenden Gesang des Larghettos und die temperamentvolle Leichtigkeit des Rondos. Nach Franz Clement traute sich allerdings 40 Jahre lang niemand mehr an das Werk. Viele Geiger nannten es wegen seiner technischen Schwierigkeit unspielbar, auch waren die Ausdruckskraft und die sinfonische Anlage ungewohnt. Erst der gerade 13-jährige Joseph Joachim brachte das Werk in London unter der Leitung von Felix Mendelssohn wieder auf die Bühne. Heute gilt es als richtungsweisend und gehört zu den wichtigsten Konzerten für Violine überhaupt.
In Friedrichshafen wird es die in Kasachstan geborene Geigerin Meruert Karmenova spielen. Sie studierte am Staatlichen Tschaikowski-Konservatorium in Moskau und war Artist in Residence der Queen Elisabeth Music Chapel in Belgien. Zu ihren zahlreichen Preisen gehört der erste Preis beim Internationalen Beethoven-Wettbewerb in Österreich. Begleiten wird sie das Sinfonieorchester Friedrichshafen unter der Leitung von Joachim Trost.
Es war der Wunsch des Orchesters, Antonín Dvořáks neunte Sinfonie aufzuführen und so steht am Vorabend des dritten Advents diese „Sinfonie aus der neuen Welt“ auf dem Programm. Dvořák war zum Direktor des New Yorker Konservatoriums berufen worden, um den noch jungen USA eine eigene Nationalmusik zu schenken. Er ließ sich von den Spirituals der Schwarzen, von Tänzen und Gesängen der Indigenen sowie von Longfellows Epos „Hiawatha“ inspirieren. Musikalisch verband er Elemente, die sich sowohl in der böhmischen als auch in der amerikanischen Volksmusik finden wie die Pentatonik, die Lust an Synkopen und rhythmischen Überraschungen. Die neunte Sinfonie zeugt von dem tiefen Eindruck, den die anderen Kulturen, der Pioniergeist der Einwanderer und die Weite amerikanischer Landschaften bei Dvořák hinterließen. Sie wurde 1893 von den New Yorker Philharmonikern aufgeführt, ihr großer Erfolg hält bis heute an.
Corinna Raupach ist freie Journalistin.
Sinfonieorchester Friedrichshafen
Sa 16. Dezember, Graf-Zeppelin-Haus Friedrichshafen, 19.30 Uhr
Meruert Karmenova, Violine
Joachim Trost, Leitung
Ludwig van Beethoven: Violinkonzert D-Dur op. 61
Antonín Dvořák: Sinfonie Nr. 9 e-Moll op. 95 „Aus der neuen Welt“