Gustav Mahler: Das Lied von der Erde
„Zum erstenmal war es, daß er mir ein neues Werk nicht vorspielte – wahrscheinlich fürchtete er sich vor der Erregung. Ich studierte es und verlebte eine Zeit der furchtbarsten Ergriffenheit mit diesem einzig leidenschaftlichen, bittere, entsagungsvollen und segnenden Laut des Abschieds und Entschwebens, diesem letzten Bekenntnis eines vom Tode Berührten.“ So schrieb Bruno Walter in seinen Erinnerungen über Gustav Mahlers Lied von der Erde. Mahler hatte ihm, dem Freund und Dirigenten, die Partitur 1910 zukommen lassen. Bruno Walter war es, der das Werk wenige Monate nach Mahlers Tod im November 1911 in München uraufführte.
1907 hatte Mahler sich für „Die chinesische Flöte“, eine Sammlung mit Nachdichtungen chinesischer Lyrik von Hans Bethge, begeistert. Ihr entnahm er die sechs Lieder, die er in den anschließenden Jahren vertonte und in seinem Zyklus zusammenfasste. Die ausgewählten Texte spiegeln Zerrissenheit, Trauer, Einsamkeit, Melancholie, Abschied. Mahlers Leben in jenen Jahren war geprägt von Schicksalsschlägen: Seine geliebte ältere Tochter starb – erst vierjährig – an Diphterie, bei ihm selbst wurde ein unheilbarer Herzfehler festgestellt. Zudem hatte er seinen Posten als Direktor der Wiener Hofoper infolge einer hässlichen Pressekampagne räumen müssen und in der Ehe mit seiner deutlich jüngeren Frau Alma kriselte es erheblich. Und so entstand diese großartige, sehr persönliche Komposition Mahlers.
Mit einer grandiosen Besetzung kommt Das Lied von der Erde in Friedrichshafen zur Aufführung. Das Orchestre des Champs-Élysées ist eines der Ensembles, die der berühmte belgische Dirigent Philippe Herreweghe gegründet hat. Das Orchester fasziniert mit seinen überzeugenden Interpretationen des romantischen und vorromantischen Repertoires auf Originalinstrumenten. Für seine konsequente künstlerische Vision, seinen authentischen und lebendigen Ansatz ist Philippe Herreweghe mit etlichen Auszeichnungen geehrt worden. Er gilt als Wegbereiter der um historische Stiltreue bemühten Aufführungspraxis.
Mit Magdalena Kožená und Andrew Staples konnten zwei herausragende Vertreter ihres Fachs gewonnen werden. Die Mezzosopranistin feiert als Lied-, Opern- und Konzertsängerin weltweit Erfolge. Das gleiche gilt für den vielseitigen, englischen Tenor Andrew Staples. Eine hochkarätige Besetzung für ein bewegendes Werk!
Christiane Krupp-Versen: Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Kulturbüro Friedrichshafen.
Orchestre des Champs-Élysées
Fr 13. Mai, Graf-Zeppelin-Haus Friedrichshafen, 20 Uhr
Gustav Mahler: Das Lied von der Erde
Magdalena Kožená, Mezzosopran
Andrew Staples, Tenor
Philippe Herreweghe, Leitung
Foto: Michiel Hendryckx