Das Schauspiel Köln zeigt Thomas Melles Stück „Ode“ in Friedrichshafen
Der Romanautor und Dramatiker Thomas Melle hat für das Schauspiel Köln sein Stück „Ode“, das im September 2019 am Deutschen Theater in Berlin Premiere feierte, an die Corona-Pandemie angepasst. Dabei kreist „Ode“ wieder und wieder um die großen Fragen der gegenwärtigen Kulturpolitik: Ist Kultur systemrelevant? Aber auch gesellschaftlich relevante Themen abseits der Corona-Pandemie werden in Melles Stück verhandelt, insbesondere wirft die Inszenierung ihren Blick auf die omnipräsente Diskussion über Kunstfreiheit und Identitätspolitik.
Die von verschiedenen Seiten identitätspolitisch geführte Kontroverse um Freiheit und mögliche oder unmögliche Grenzen der Kunst hat sich in den vergangenen Jahren immer stärker zugespitzt. Während von rechter Seite eine reaktionäre Leitkultur gefordert wird, radikalisieren sich auf der anderen Seite die Debatten um Identitätspolitik und erreichen mitunter ein absurdes Ausmaß. Ausgehend von der Idee Kunst sei dazu da, Gedanken, Gefühle und Ängste frei auszudrücken, versetzt Melle seine Figuren in Aufruhr und Chaos. Da ist die Großkünstlerin, die Uneindeutigkeit in der Kunst als unerträgliche Zumutung empfindet, da ist der Regisseur, der sich mit der Forderung konfrontiert sieht, nur noch das darzustellen, was er selbst erlebt hat, und da ist die lautstarke Meute, die sich ständig über die Kunst und sich selbst erregt. Die verschiedenen Stimmen werden von Regisseur Rafael Sanchez mit viel Fantasie und Witz karikiert. Dabei zeigt sich das Dilemma der Kunstschaffenden genauso wie die Hitzigkeit der gesellschaftlichen Auseinandersetzung. Widersprüchlich, unideologisch und sehr komisch entsteht mit „Ode“ ein Stimmungsbild unserer Gesellschaft und eine Liebeserklärung an die Kunst.
Das Schauspiel Köln ist die traditionelle Schauspielstätte Kölns und gemeinsam mit den Häusern in Bochum und Düsseldorf Aushängeschild für die starke und renommierte Theaterszene Nordrhein-Westfalens. Während der Intendanz von Karin Beier avancierte das Haus zu einer der wichtigsten Spielstätten im deutschsprachigen Raum und wurde mehrfach zum „Theater des Jahres“ gewählt. Ihr Nachfolger, der Schweizer Stefan Bachmann, leitet das Theater seit 2013 mit ähnlich großem Erfolg. Am 27. Oktober gastiert das Schauspiel Köln erstmals in Friedrichshafen.
Viktoria Drescher war im Juli & August Praktikantin im Kulturbüro Friedrichshafen.
Ode – Schauspiel Köln
Do 27. Oktober, Graf-Zeppelin-Haus Friedrichshafen, 19.30 Uhr
Von Thomas Melle, Regie: Rafael Sanchez