Thomas Manns Roman auf der Theaterbühne
Das Luxemburgische Nationaltheater bringt das Werk „Der Zauberberg“ von Thomas Mann auf die Bühne. Der monumentale Epochenroman setzt sich mit der Psychologie des Lebens auseinander und erschien 1924 in Berlin.
Ort und Zeit des Geschehens ist das Lungen-Sanatorium Berghof bei Davos im Sommer 1907 bis zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges 1914. Sieben Jahre lebt der erst 24-jährige Hamburger Patriziersohn Hans Castorp, der zunächst nur seinen lungenkranken Vetter Joachim Ziemßen besuchen wollte, auf dem Berghof, dem „Zauberberg“. Mit einigem ererbtem Vermögen ausgestattet, erliegt er schnell der Verzauberung, die von Krankheit und Tod ausgeht. Zudem erkrankt er wirklich selbst an der hochansteckenden Tuberkulose. Fortan bestimmt die ebenso makabre wie erregende Atmosphäre des Luxussanatoriums sein Leben. Rausch, Liebe, Ernüchterung und Verlust wechseln sich in der Monotonie des Alltags ab.
Eine Grundthematik des Romans bildet der Zeitverlauf selbst und die „Mischung von Tod und Amüsement“. Das Interesse für Tod und Krankheit, für das Pathologische, für den Verfall sei nur eine Art von Ausdruck für das Interesse am Leben, sagt der Dichter selbst. Das Begehren und die Faszination des Todes vermischen sich exemplarisch stark im Karnevalstreiben der Walpurgisnacht. Danach bleibt Hans als „Erinnerungsgabe“ von der verführerischen Clawdia Chauchat nur ihr Röntgenbild zurück und die große Frage, welcher Lebensweg der richtige sei: der gewöhnliche, direkte und brave oder der geniale Weg, auf dem man „die Todesidee und alles Dunkle, Geheimnisvolle des Lebens zwar nicht rationalistisch übersieht, sondern sie einbezieht, ohne sich von ihr beherrschen zu lassen“.
Die Inszenierung von Frank Hoffmann, mit herausragenden Schauspielern besetzt, hatte im Oktober 2020 ihre gefeierte Premiere. Mitten in der Konfrontation mit einer sehr aktuellen Lungenkrankheit: Covid 19. In seiner Bühnenfassung hat Florian Hirsch aus dem „Zauberberg“ eine Lesart für unsere Gegenwart destilliert. Ein zeitentrücktes wie zeitaktuelles Portrait des modernen Menschen.
Zauberberg
Nach dem Roman von Thomas Mann
Mo 5. Dezember, Konzerthaus Ravensburg, 20 Uhr
Einführung: 19.30 Uhr
Mit Wolfram Koch (Hans Castorp), Ulrich Gebauer (Settembrini), Jacqueline Macaulay (Clawdia Chauchat), Marc Baum (Joachim Ziemßen) u. a.
Konzertdirektion Landgraf
Karten 21 | 18 | 15 €
Szenenfoto: Bohumil Kostohryz