Zwei neue Ausstellungen im Kunstmuseum Ravensburg
Alexej von Jawlensky – die Kunst ist eine geistige Sprache
Die Ausstellung widmet sich dem bedeutenden Expressionisten Alexej von Jawlensky (1864–1941). Unter anderem beeinflusst durch die Kunst wichtiger Wegbereiter der Moderne sowie der Fauvisten rund um Henri Matisse wirkt der in Russland geborene Künstler an der bekannten Münchner Künstlervereinigung „Der Blaue Reiter“ mit und löst sich früh von einer naturalistischen Malerei. Von Anbeginn interessiert sich Jawlensky nicht für ein „reales Abbild“ der Außenwelt, vielmehr spürt er dem „Wesen der Dinge“ und einem inneren Ausdruck nach. In langjährigen Werkserien arbeitet er an Bildthemen, deren Ausdruck er durch Vereinfachung und Typisierung der Formen sowie Intensivierung der Farbe steigert. Neben Stillleben, Porträts und Landschaften entstehen Serien abstrahierter Köpfe. Die Ausstellung beleuchtet Jawlenskys unermüdliche Beschäftigung mit der Autonomie der Farbe und seine zunehmende Anknüpfung an spirituelle und religiöse Bildkonzepte. Das zehnjährige Jubiläumsjahr des Kunstmuseums gab den Anlass für diese Einzelpräsentation, denn eines der prominentesten Werke der Sammlung Selinka ist Jawlenskys Gemälde „Spanisches Mädchen“ (1912). Umgeben von zahlreichen Leihgaben lässt sich das Porträt nun zum ersten Mal in Ravensburg in das Gesamtwerk Jawlenskys und dessen vielfältige Werkphasen einordnen.
COBRA. Traum, Spiel, Realität
Am 8. November 1948 kommt es in Paris zu einem Treffen der Künstler Asger Jorn (Dänemark), Christian Dotremont und Joseph Noiret (Belgien) sowie Karel Appel, Constant und Corneille (Niederlande). Die Diskussionen der durchweg sehr jungen Künstler münden unmittelbar in dem Zusammenschluss der ersten internationalen Künstlergruppe nach dem Zweiten Weltkrieg in Europa. Den Gräueltaten des Krieges und der Unmenschlichkeit der Systeme stellen sie sich unmissverständlich entgegen. So gilt COBRA heute als ein Aufbruch junger Kunstschaffender, die sich nicht nur als internationale Gemeinschaft verstehen, sondern vor allem Leben und Kunst ab jetzt als untrennbare Einheit betrachten. Ihr erklärtes Ziel war es, nicht nur eine „andere Kunst“, die eine Form des Spiels und des Experiments sein sollte, sondern vor allem auch die Idee einer Gesellschaft, die nur als eine „offene“ Gesellschaft zu denken war. COBRA organisierte sich von 1948 bis 1951 als Bewegung. Die Künstlerinnen und Künstler tragen den „Spirit of COBRA“ in ihren späteren internationalen Karrieren durch die 1960er- und 1970er-Jahre weiter und werden so Vorbilder für kommende Generationen. Mit Werken aus der Sammlung Selinka des Kunstmuseum Ravensburg, dem Museum Jorn in Silkeborg, dem Kunstmuseum St. Gallen und zahlreichen internationalen Privatsammlungen sind bisher selten in Deutschland gezeigte Werke von über 30 Künstlerinnen und Künstler, die an der COBRA-Bewegung beteiligt waren, zu sehen.
Kristina Groß, Kuratorin der Ausstellungen.
Alexej von Jawlensky. Die Kunst ist eine geistige Sprache: 25. November bis 3. März
COBRA. TRAUM, SPIEL, REALITÄT: 25. November bis 23. Juni
Eröffnung: Fr 24. November, 19 Uhr
Alexej von Jawlensky, Prinzessin mit weißer Blume, 1913, Horst und Gabriele Siedle Kunststiftung, Furtwangen, Foto: Bernhard Strauss