Violinkonzerte und Arien mit Vilde Frang und Julia Doyle
Wenn Johann Sebastian Bach etwas wirklich zu Herzen ging, griff er zu Geige oder Gesang. Seine tiefe Frömmigkeit mündete in Messen, die an Ausdruckskraft und Dichte ihresgleichen suchen und deren Arien eine Innigkeit verströmen, die bis heute berührt. Die Verzweiflung angesichts des Todes seiner ersten Frau Maria Barbara goss er in sechs Sonaten und Partiten für Violine. Bach bezeichnete sie als „Sei solo“, das bedeutet sowohl „Sechs Soli (für Geige)“ als auch „Du bist allein“. Bach spielte schon als Kind Geige, sein erster Lehrer war sein Vater. Als der starb, zog der 10-Jährige zu seinem großen Bruder, wirkte als Chorsänger und erlernte das Cembalo- und Orgelspiel, mit dem er berühmt wurde. Doch seine erste Anstellung war die des Konzertmeisters in Köthen, er spielte bis ins Alter Violine und hinterließ seinen Erben drei Geigen.
Seine Violinkonzerte erfordern neben kristallklarer Technik ein Höchstmaß an Konzentration und musikalischer Tiefenschärfe. Die norwegische Stargeigerin Vilde Frang wird zwei davon im Graf-Zeppelin-Haus aufführen, begleitet vom Kammerorchester Basel. Das Schweizer Ensemble ist weltweit unterwegs und unter anderem für seine historisch informierten Interpretationen hochgelobt und mehrfach ausgezeichnet. Die Werke für Violine ergänzt Sopranistin Julia Doyle durch Arien wie „Erbarme dich“ aus der Matthäuspassion und „Laudamus te“ aus der h-Moll-Messe. Sie zählt zu den Spezialistinnen im Barockfach und studierte Sozial- und Politikwissenschaften, ehe sie sich dem Gesang verschrieb. Dass Bach diese wunderbaren Melodien dem Sopran schenkte, war kein Zufall: Seine zweite Frau Anna Magdalena Bach war ausgebildete Sopranistin und gab auch nach der Hochzeit teils hochbezahlte Konzerte.
Zu Lebzeiten wurde Bach hochgeschätzt als Virtuose und Improvisateur, nach seinem Tod jedoch wurde seine Musik kaum noch gespielt. Felix Mendelssohn war es, der mit einer Aufführung der Matthäus-Passion die bis heute andauernde Renaissance der Bach-Kompositionen einleitete. Sein Lehrer Carl Friedrich Zelter hatte den Jungen in der Kunst des Kontrapunkts unterrichtet und ihm die Musik Bachs und seiner Söhne nahegebracht.
Dieses spiegelt sich in den 12 Streichersinfonien, die Mendelssohn mit 12 Jahren zu Papier brachte. Die zwölfte in g-moll lässt barocke und frühklassische Vorbilder hören, es scheinen aber schon die kompositorischen Eigenheiten des erwachsenen Komponisten durch. Mit dieser Sinfonie beschließt das Kammerorchester Basel den Abend in Friedrichshafen.
Corinna Raupach ist freie Journalistin.
Kammerorchester Basel & Vilde Frang
Di 29. April, Graf-Zeppelin-Haus Friedrichshafen, 19.30 Uhr
Julia Doyle: Sopran
Baptiste Lopez: Violine und Leitung
Tickets online für das Konzert gibt es hier.