Ein Klassiker neu interpretiert
Carl Orffs szenische Kantate „Carmina Burana“ zählt zu den erfolgreichsten und beeindruckendsten Werken klassischer Musik des 20. Jahrhunderts. Schon der packende Eröffnungschor „O Fortuna“ garantiert Gänsehautmomente. Er kündet von der Wechselhaftigkeit des Schicksals und davon, wie brüchig Glück, Erfolg und Freude sind. Die lateinischen und mittelhochdeutschen Texte aus der Benediktbeurer Liederhandschrift, die der Komponist in ungeheuer dynamische, rhythmisch mitreißende, kraftvolle Musik verwandelt hat, erzählen vom Frühlingserwachen, von Liebe und Leid, von Lebensfreude und Trunkenheit – kurz vom satten Leben. Die nicht selten satirischen Gedichte und Orffs Musik verschmelzen in Orffs Benediktbeurer Gesängen (also den „Carmina Burana“) zu einem faszinierenden, bunten Bilderreigen, der das Publikum mitreißt und in wohligem Schauer aufs Angenehmste unterhält.
Die eher selten aufgeführte Fassung für zwei Klaviere und Schlagwerk, die der Oratorienchor zu Gehör bringt, wurde vom Orff-Schüler und Vertrauten Wilhelm Killmayer 1956 erstellt und vom Komponisten selbst autorisiert. Durch die reduzierte Instrumentalisierung nimmt sie dem Werk etwas von seiner – oft kritisierten – Monumentalität. Die markant gesetzten, bisweilen archaisch anmutenden Melodien, die vielschichtige und herausfordernde Rhythmik und die oft überraschend modernen harmonischen Feinheiten im Chorklang werden dadurch erst richtig offenbar. Orffs Werk gewinnt in dieser entschlackten Fassung an Transparenz und Klarheit, ein Hörerlebnis, das angesichts der fast martialischen Wucht der Orchesterfassung so kaum je zu haben ist.
Mit Antje Bitterlich (Sopran), Ulf Gloede (Tenor) und Christian Feichtmair (Bass) konnten ausgezeichnete Solisten für das Projekt gewonnen werden. Anita Bender und Kathrin Stürzl leisten die äußerst anspruchsvollen Klavierparts mit Bravour, während das Schlagwerk Trossingen, namentlich Josef Hayd, Janick Scholl, Moritz Schneider-Strittmatter, Johannes Berner und Merlin Scherb, für die raffinierte Rhythmik verantwortlich zeichnen. Die musikalische Leitung hat der Dirigent des Oratorienchors Peter Schmitz.
Dr. phil. Tobias Gerstung ist Mitglied im Vorstand des Oratorienchor-Liederkranz Ravensburg 1827 e.V.
Carmina Burana
Sa 18. Oktober Konzerthaus Ravensburg, 19 Uhr
Oratorienchor-Liederkranz Ravensburg 1827 e.V.
Schlagwerk Trossingen
Sopran: Antje Bitterlich / Tenor: Ulf Gloede / Bariton: Christian Feichtmair / Klavier: Anita Bender & Kathrin Stürzl
Leitung: Peter Schmitz
Tickets: reservix.de und Tourist-Information Ravensburg
Bildrechte: Jochen Pfleghaar/OCLKRV1827
