Die Tragödie um den Prinzen von Dänemark ungewöhnlich erzählt
„Sein oder Nichtsein“, das ist hier nicht die einzige Frage … In ihrem „Hamlet“ erzählt die Compania Sincara die Tragödie um den Prinzen von Dänemark auf ungewöhnliche und verliebte Weise. Kurz zur Erinnerung, um was es eigentlich geht: Der alte König von Dänemark ist tot, aber statt seines Sohnes Hamlet ist ihm sein Bruder Claudius auf den Thron gefolgt und hat zu allem Überfluss auch noch die Königinwitwe Gertrude geheiratet. Prinz Hamlet findet es natürlich doof, übergangen zu werden, aber dann kommt der Schock: Der Geist seines Vaters erscheint ihm, verkündet ihm, dass Claudius ihn ermordet habe und fordert seinen Sohn zur Rache auf. Hamlet stellt sich verrückt, dann kommt ihm eine Idee: Er bringt eine Schauspieltruppe dazu, die Ermordung seines Vaters auf die Bühne zu bringen. Die Reaktion des Mörders Claudius ist eindeutig. Hamlet will den Entlarvten töten, erwischt aber fälschlicherweise Polonius, seinen Ratgeber…und so weiter.
Dieser Stoff, der wie kaum ein anderer seit Jahrhunderten die Phantasie und Gemüter von Theatermachenden und -publikum erregt, ist in dieser Inszenierung eine Herzensangelegenheit der drei Clowns Waldemar, Eusebius und Kerbel. Und so begegnet man entgegen jeder Erwartung zunächst nicht Shakespeares berühmten Zauderer, sondern diesen drei liebevollen Gestalten, die das Einzigartige des Abends ausmachen. Ihnen liegt nichts näher, als dem ausweglosen Nichtstun des Wartens damit zu begegnen, „Hamlet“ zu spielen. Nur könnten sie sich dabei nicht uneiniger sein, wie man ihn spielt. So nehmen sie das Publikum mit auf eine wechselhafte Reise nach Helsingör und durch die verschiedensten Lesarten dieses Klassikers. Man muss kein Shakespeare-Kenner sein, um mitgenommen zu werden und seinen Spaß zu haben.
Das Theaterkollektiv Compania Sincara ist mit ihrer einmaligen Maskentheaterkunst sowie einer Spielweise zwischen Tradition und Innovation eine der ungewöhnlichsten Theatererscheinungen im deutschsprachigen Raum der letzten Jahre. Herzstück der künstlerischen Arbeit sind die Maskenfiguren der Compagnie, liebevoll anarchistische Clowns, notorische Grenzgänger, die wie in der Fremde bald hier, bald dort immer mal wieder die Menschen studieren und uns ihre Erkenntnisse nur zu gern mitteilen.
Johannes M. Gerlitz ist Veranstaltungsleiter im Kulturbüro Friedrichshafen.
Mi 13. und Do 14. November, Bahnhof Fischbach, jeweils 19.30 Uhr