Grigory Sokolov
Als Sechzehnjähriger machte der junge Sokolov Schlagzeilen, als er im Jahr 1966 – als jüngster Musiker überhaupt – den Internationalen Tschaikowsky-Wettbewerb in Moskau gewann. Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion begann er in den großen internationalen Konzertsälen und bei den wichtigsten Festivals aufzutreten. Als Konzertsolist arbeitete er mit den besten Orchestern, bevor er sich letztlich entschloss, nur noch Solo-Rezitals zu spielen.
Bei Klavierliebhabern gilt er weithin als der größte Pianist der Gegenwart, und er wird als Künstler bewundert wegen seiner faszinierenden Spontaneität und uneingeschränkten Hingabe an die Musik. Die Humanität und das Mitgefühl, die sich in Sokolovs Interpretationen mitteilen, finden bei Kritikern wie Publikum großen Anklang. In Rezensionen wird von seinem „Genie“ und seinem Status als „lebende Legende“ gesprochen. Viele Menschen sind überzeugt, dass nach dem Tod von Musikern wie Arturo Benedetti Michelangeli, Glenn Gould und Vladimir Horowitz jetzt Sokolov der größte lebende Pianist ist.
Musik, die im gegenwärtigen Moment entsteht, einzigartig und unwiederholbar. Nur darauf kommt es Grigory Sokolov an. Monatelang vertieft er sich in seine Rezital-Programme, die er auf ausgedehnten Konzertreisen in ganz Europa spielt. Für sein Konzert in Weingarten bereitet er sich auf ein Programm mit 15 Variationen op. 35 von Ludwig van Beethoven und den „Drei Intermezzi op. 117“ von Johannes Brahms vor. Beethoven hat die Variationen auf „eine wirklich ganz neue Manier bearbeitet“, womit er meint, dass jede einzelne Variation ein selbständiges Charakterstück für sich darstellt. Brahms beliebte drei Intermezzi kann man als Inbegriff seines Spätwerks für Klavier bezeichnen. „In diesen Stücken fühle ich endlich wieder musikalisches Leben in meine Seele ziehen und spiele mit Hingebung“, fand Clara Schumann.
Wie bei Sokolov schon seit Jahren üblich, erfahren wir den zweiten Teil seines Konzertprogramms erst kurz vor dem Konzert. Gerade erst hat er uns mitgeteilt, dass er noch die wunderbaren Suiten und Stücke für Klavier von Henry Purcell spielt. Es erwartet uns – wie immer bei Sokolov – ein überwältigendes Konzert-Erlebnis.
Peter Hellmig ist Leiter der Abteilung Kultur und Tourismus Weingarten.
Do 8. Dezember, Kultur- und Kongresszentrum Oberschwaben, Weingarten, 20 Uhr
Einführung mit Julia Hellmig: 19.30 Uhr
Ludwig van Beethoven: 15 Variationen mit einer Fuge Es-Dur über ein eigenes Thema op. 35
Johannes Brahms: Drei Intermezzi op. 117
Henry Purcell: Suiten und Stücke für Klavier (Cembalo)
Konzertpatenschaft Dr. Jörg Thome
Foto: Anna Flegontova