Bernadine Evaristo: „Mädchen, Frau, etc.“, Tropen Verlag
Wieso dieses Buch mich so komplett in Atem hält? Bernadine Evaristo versteht es, 12 Figuren zu einer brillanten Reise durch die Welt der schwarzen Frauen im heutigen Großbritannien zu verweben. Von der ersten Seite an, ab dem Vorwort quasi, macht sie klar, wen ich alles vergesse, wenn ich einfach an „Frauen“ denke. Im ersten Kapitel folgen wir Amma als liebevolle Erzählerin durch ihre Erinnerungen. Sie hat alles mitgenommen, was das Leben ihr geboten hat: Sie hat Frauen geliebt und verlassen, Feste gefeiert und wild provoziert. Jetzt ist sie, für sich selbst überraschend, eine erfolgreiche Theaterregisseurin und blickt auf ihren Weg zurück. Freundinnen und Verbündete spielen in Ihrem Leben eine große Rolle. Mit einem homosexuellen Mann hat sie eine 19-Jährige Tochter, Yazz, die ihr deutlich macht, wie anders der Feminismus heute zu verstehen ist.
Alleine diese Figuren würden mich Wochen lang beschäftigen, mich in Frage stellen, meine Urteile und Vorurteile. Aber der Faden wird weitergesponnen und Evaristo lässt nicht nach in ihrem Humor. Ihre Figuren sind queer, trans, hetero, lesbisch, wütend, zwischen 19 und 93 Jahren alt. Sie arbeiten in allen Gesellschaftsschichten und nicht ohne Grund wählt die Autorin eine Form der Sprache ohne Punkt und Komma. Die Verbindungen zwischen all ihren Figuren werden dadurch noch einmal deutlicher. Mit viel Humor macht sie sich über Festlegungen lustig und tritt dabei mir als Leserin auf die Füße, stubst mich oder erwischt mich kalt. Ich danke ihr als weiße Frau sehr für dieses Buch.
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Anna Rahm
Buchhandlung Mit Büchern unterwegs.