Frauengeschichte in Ravensburg
Die Ausstellung zeigt die Geschichte Ravensburger Frauen vom 18. Jahrhundert bis zur Erlangung des Frauenwahlrechts 1919. Sie widmet sich dabei der Frage, wie die Kategorie „Geschlecht“, ebenso wie Stand, Klasse und Herkunft, den Zugang zu politischen Rechten und sozialen Räumen definierte sowie Herrschafts- und Machtverhältnisse prägte und stabilisierte. Unterschiedliche Texte und historische Quellen, wie Gerichtsakten, Ratsprotokolle oder Tagebücher wurden für die Ausstellung dramaturgisch bearbeitet, eingesprochen und sind nun in Form von Hörspielen und biographischen Skizzen zu hören.
Im 18. Jahrhundert nutzen Frauen wie die Schneiderin Maria Anna Eglin oder die Schuhfabrikantin Barbara Böhmin Handlungsspielräume innerhalb rechtlicher und sozialer Normen und setzten sich als erfolgreiche Handwerkerinnen und Unternehmerinnen durch.
Das 19. Jahrhundert propagierte vorgeblich natürliche, kontrastierende Eigenschaften von Frau und Mann. Damit ging für bürgerliche Frauen in Ravensburg eine zunehmende Beschränkung auf den privaten und familiären Bereich einher. Unterbürgerliche und arme Frauen gerieten mit gesellschaftlichen und obrigkeitsstaatlichen Normsetzungen häufig in Konflikt, da diese für sie praktisch unerfüllbar blieben. Die Frauenbewegung erkämpfte zu Beginn des 20. Jahrhunderts das Frauenwahlrecht und die formale Gleichberechtigung. Zugang zu höherer Bildung und neuen Berufen führte aber auch in Ravensburg nicht zu einer grundsätzlichen Umgestaltung der Geschlechterverhältnisse.
Die Ausstellung präsentiert die Forschungsergebnisse des Projekts „Frauengeschichte in Ravensburg“ in einer umfassenden musealen Ausstellung. Das seinerzeit wegweisende kommunale Projekt wurde 1991 von Gemeinderätinnen der Grünen angeregt und ist inzwischen selbst Teil der Frauengeschichte dieser Stadt. Teil der Ausstellung ist eine Fotoserie, die in Zusammenarbeit mit der Fotografin Claudia Casagranda konzipiert wurde. Sie thematisiert die Frage nach Selbst- und Rollenbild, Inszenierung und Wahrnehmung. Zu sehen sind aktuelle Portraits von Ravensburgerinnen, kombiniert mit historischen Gemälden und Fotografien aus der Sammlung des Museums.
Eine Frage des Geschlechts? Frauengeschichte in Ravensburg
Museum Humpis-Quartier, Ravensburg
Bis 3. September 2023
Kuratorinnen- und Direktorinnenführungen:
Jeweils Do 18 Uhr: 10. + 24.11. sowie 8. + 22.12.
Weitere Führungen und Veranstaltungen: www.museum-humpis-quartier.de
Foto: Stadtarchiv Ravensburg, Robert Schäfer