KimchiBrot Connection aus Köln gastiert im Kiesel im K42
Warum bekommt man sich in die Wolle? Was bringt einen selbst oder andere so richtig in Rage? Und wie geht man nach einer scheinbar unversöhnlichen Auseinandersetzung wieder aufeinander zu? Exakt diesen Fragen geht das bereits mehrfach ausgezeichnete Künstlerkollektiv KimchiBrot Connection auf den Grund. Das Kölner Ensemble hat es sich zur Aufgabe gemacht, gesellschaftliche Zustände in seinen Stücken auszuloten, die uns ganz aktuell beschäftigen. In (un)leashed befasst sich das Ensemble mit unserer Streitkultur, die sich momentan in einem Transformationsprozess befindet und in der manche Konflikte unüberwindbar geworden sind. So auch im Stück (un)leashed, das erst im Februar dieses Jahres Premiere feierte.
In (un)leashed stehen sich Menschen gegenüber. Nebeneinander. Miteinander. Sie versuchen aufeinander zuzugehen, aber jeder Schritt scheint schier unmöglich. Wie sind sie an diesem Punkt gelandet? Ein dreiköpfiges Tanzensemble und eine Schlagwerkerin gehen dies choreografisch und textlich an. Mit Auszügen aus Tiefeninterviews von Expertinnen und Experten sowie Privatpersonen gehen sie der Frage nach, wie sich die Streitkultur auf persönlicher und gesellschaftlicher Ebene in den letzten Jahrzehnten gewandelt hat und begeben sich auch auf die Suche nach Momenten produktiven Streits. In einem Kaleidoskop aus Rückblicken, Erinnerungen und Vorstellungen ergründen sie, wie es dazu kommen kann, dass Konflikte eskalieren und unüberwindbar scheinen – und wie wir nach einem Streit dennoch wieder zueinanderfinden.
Künstlerisch gestaltet ist (un)leashed ganz im Sinne des Physical Theatre. Bewegung, Körperbilder, Gesten, Tanz und Rhythmus treiben die Handlung voran und machen den Streit auf verschiedensten Ebenen sichtbar. Emotionale Ausnahmezustände werden mit eindringlichen Rhythmen aufgebaut und entfalten einen ganz eigenen Sog, in dem der Konflikt nahezu spürbar wird.
Mit (un)leashed darf sich das Publikum auf einen besonderen Theaterabend einlassen, der auch dazu einlädt, sich ein Stück weit mit der eigenen Streitkultur auseinanderzusetzen und sich seiner eigenen Haltung bewusst zu werden. „Dies muss nicht immer nur bedrückend und vollkommen humorfrei sein. In bewährter „Kimchi-Manier“ darf dies auch in bestimmten Situationen erfrischend komisch gelingen und Lust auf mehr Auseinandersetzung machen!“ – so das Ensemble.
Melanie Eisele ist Veranstaltungsleiterin im Kulturbüro Friedrichshafen.
KimchiBrot Connection „(un)leashed“
Do 6. November, Kiesel im k42 Friedrichshafen, 19.30 Uhr.
