Arnold Stadler liest aus seinem neuen Roman
Der Ich-Erzähler in Arnold Stadlers neuem Roman „Irgendwo. Aber am Meer“ ist nicht zu beneiden. Bei einer Lesung auf Schloss Sayn wird der Schriftsteller nicht zu seinem literarischen Werk befragt, sondern – höflich ausgedrückt – um seine Haltung zu ertrinkenden Flüchtlingen im Mittelmeer, der Klimakrise und Greta Thunberg „gebeten“. Es kommt, wie es kommen musste: Der Schriftsteller redet sich um Kopf und Kragen und provoziert einen Eklat. Auf der Rückfahrt in die oberschwäbische Heimat lässt Stadler seinen Ich-Erzähler über den Vorfall und das eigene Schreiben nachdenken. Die Sorge, er gehöre nicht mehr in diese Zeit, markiert den Beginn einer Suche nach dem Sinn des Lebens, die auf der griechischen Insel Lefkada in einem Pool endet. Dort richtet der Schriftsteller seinen Blick auf das gegenüberliegende Ithaka, die Heimat des Odysseus, und widmet sich seinen Grundthemen, die von allen Spielarten der Sehnsucht handeln, und vor allem von der Liebe zum Meer.
Arnold Stadler stammt aus Rast bei Meßkirch, wo er – im Wechsel mit Berlin und dem Wendland – bis heute lebt. Der studierte Theologe und Germanist wurde für sein Werk vielfach ausgezeichnet. Bereits 1999 erhielt er den Georg-Büchner-Preis, den renommiertesten Literaturpreis im deutschsprachigen Raum. Für den SWR-Moderator und Literaturkritiker Carsten Otte, der das Gespräch mit Arnold Stadler in Friedrichshafen führt, hat „Stadlers Prosa über die Jahre weder an Aktualität noch an Kraft verloren, sie gehört vielmehr zum Schönsten und Schlausten, was zeitgenössische Literatur in deutscher Sprache zu bieten hat.“
Florian Kind war Veranstaltungsleiter im Kulturbüro Friedrichshafen.
Arnold Stadler liest aus „Irgendwo. Aber am Meer“
Mo 15. Januar, Kiesel im k42 Friedrichshafen, 19.30 Uhr
Moderation: Carsten Otte (SWR)