Operette in 3 Akten
Eine so bekannte Operette wie „Die Fledermaus“ von Johann Strauss aufzuführen ist immer ein spannendes Unterfangen – ganz besonders unter wechselnden Corona-Bedingungen. Die Musik trägt das Stück, mit einem hochkarätigen Solisten-Ensemble aus dem gesamten süddeutschen Raum. Dazu kommen die Südwestdeutsche Philharmonie Konstanz und das Vokalensemble Camerata Serena. Nikolaus Henseler dirigiert, der Autor dieser Zeilen, Gunnar Heiland, führt Regie in dieser halbszenischen Aufführung.
Während die geniale Musik vollständig mit allen Nummern gespielt wird, sind die gesprochenen Texte gekürzt, um ihre Verständlichkeit zu erhöhen, den Witz zu stärken und den Abend zu straffen. Die Handlung wird inhaltlich und sprachlich an ihrem geschichtlichen Platz im Biedermeier belassen: ein Lustspiel mit kritischen Untertönen gegenüber dem damaligen Wiener Publikum. Ein Stück mit überraschender Aktualität. Woher käme sonst seine unübertroffene Popularität?
In Friedrichshafen wird das Publikum von einer Erzählerin durch das Stück geführt und in die Hintergründe eingeweiht. Viele Dialoge aus dem Original werden so überbrückt. Die Figuren und ihr Spiel stehen – im wahrsten Sinne des Wortes – im Vordergrund, ohne Lichteffekte und Bühnenbild. Die Charaktere treten dadurch mit ihren Motiven und Charakteren umso stärker hervor, ihr Profil wird schärfer.
Die Hauptfigur des „Eisenstein“ mit seinem oberflächlichen Charme und seiner Tollpatschigkeit bei den Frauen wird so viel „heutiger“. Sein Freund Falke ist listig, scharfzüngig, durchtrieben und witzig.
Alfred, der stürmische Verehrer Rosalindes, ist verführerischer und natürlicher. Fürst Orlofsky bekommt klarere Konturen: herrischer, zynischer und intelligenter
Zwei Frauen werden den Abend beherrschen: Das Hausmädchen Adele und Rosalinde von Eisenstein. Adele verfolgt strategisch klug ihren sozialen Aufstieg. Rosalinde lebt als von ihrem Mann belogene Ehefrau ihren Zorn aus und sucht intelligent nach Vergeltung: Im 2. Akt bringt sie all ihre Attraktivität und Schauspielkunst auf, um kompromittierende Beweise gegen ihren Mann zu sammeln, im 3. Akt spielt sie diese gekonnt aus. „Ich kratz ihm erst die Augen aus und dann lass ich mich scheiden“ – die Drohung ist glaubwürdig. Der Abend wird für das Publikum im Graf-Zeppelin-Haus alles – nur nicht langweilig.
Gunnar Heiland ist Regisseur und Dramaturg aus der Region Berlin-Brandenburg.
Johann Strauss: Die Fledermaus
Operette in 3 Akten
Graf-Zeppelin-Haus Friedrichshafen, 11. November, 19.30 Uhr
Foto: P. Schmidt