Literatur in Friedrichshafen
Ein Roman, in dem Welten aufeinanderprallen
Mit 17 Jahren floh Johannes Lerner vor der streng pietistischen Heimatgemeinde Himmelreich am Bodensee und der autoritär-religiösen Erziehung seiner Eltern in die USA. Dabei ließ er jedoch seine Zwillingsschwester Miriam im Dorf zurück. 30 Jahre später erreicht Johannes die Nachricht, dass sich Miriam in eine psychiatrische Klinik eingewiesen hat. Er entschließt sich in die Heimat zu reisen und der suizidgefährdeten Schwester beizustehen. Die Reise in die eigene Vergangenheit konfrontiert Johannes nicht nur mit deren Schrecken, sondern öffnet auch einen Raum zur Akzeptanz des Anderen. Mit seinem neuesten Roman „Andershimmel“ ist dem oberschwäbischen Schriftsteller Peter Blickle ein poetisch-sensibler Roman von starker erzählerischer Kraft gelungen, der mitunter wie ein schwäbisches Geschwister von Deborah Feldmans berühmt gewordenem Roman „Unorthodox“ wirkt.
Elbtonal Percussion trifft Christian Brückner
Wie kaum eine andere Formation beherrschen die vier virtuosen Schlagwerker von Elbtonal Percussion den „kreativen Crossover“ aus Klassik, Jazz und Weltmusik. Zusammen mit Christian Brückner, bekannt als Synchronstimme von Robert De Niro, haben die Hamburger nun ein mitreißendes Konzertprogramm mit einer Lesung aus Herman Melvilles Weltliteratur Moby Dick produziert. Das dynamische Spiel von Elbtonal Percussion mit minimalistischen, rhythmischen und spannungsgeladenen Elementen und Brückners markante Stimme bebildern die Geschichte des von Rachsucht getriebenen Kapitäns Ahab und seiner Jagd auf den weißen Pottwal Moby Dick klang- und eindrucksvoll.
Das Leben der eigenen Großmutter: ein Stück Zeitgeschichte
„Auf meinem Schreibtisch liegen zwei Stapel Papier. Zweihundertsechsundvierzig Blatt insgesamt, handschriftlich durchnummeriert. Oben rechts ein Vermerk auf Russisch: Streng geheim. Blau drübergestempelt: Aufgehoben. Hast Du wirklich geglaubt, es sei unwiederbringlich verschollen? Ich sehe was, was du nicht siehst. Das Spiel hast du mir beigebracht. Ich sehe was, was du nicht siehst, und das ist: Deine Kaderakte, Charlotte.“ In seinem 2019 erschienenen Roman „Metropol“ erzählt Eugen Ruge die Geschichte seiner Großmutter, Charlotte, die als Agentin der Kommunistischen Internationalen von 1936 bis 1938, während der Stalinschen Säuberungen, im Hotel Metropol in Moskau interniert war.
Florian Kind ist Veranstaltungsleiter im Kulturbüro Friedrichshafen.
Lesungen in Friedrichshafen
Mo 8.11., Kiesel im k42, 20 Uhr: Peter Blickle „Andershimmel“
Mi 17.11., Bahnhof Fischbach, 19.30 Uhr: Moby Dick – Elbtonal Percussion & Christian Brückner
Di 23.11., Kiesel im k42, 20 Uhr: Eugen Ruge „Metropol“