Volksstück von Ödön von Horváth
Kasimir und Karoline sind ein junges Paar, das sich auf dem Münchner Oktoberfestbesuch eine temporäre Auszeit von alltäglichen Zwängen und Nöten erhofft. Doch Kasimir will die gute Stimmung nicht recht gelingen, hat er doch gerade seinen Posten als Chauffeur verloren. Handfeste Zukunftsängste und ein stark in Mitleidenschaft gezogenes Selbstbild vergären in dem jungen Mann zu einem ätzenden Gemisch, in dem die Liebe des jungen Paares zerfällt wie Zuckerwatte in den Urinalen am Rande der Festwiese.
So verlässt Karoline ihren Verlobten Kasimir und gibt sich alleine dem rauschhaften Treiben des Oktoberfestes hin. Sie gerät dabei immer tiefer in ein Panoptikum entgleister Menschen, die – genau wie sie und Kasimir – zur Ergötzung der jubelnden Gewinner auf einem dünnen Seil über dem Abgrund ihrer Existenz balancieren müssen.
Autor Ödön von Horváth benutzt in seinem Stück von 1932 die gesellschaftlichen Auswirkungen des ökonomischen Zusammenbruchs als wichtigen dramatischen Treibstoff über den ohnmächtigen Überlebenskampf benachteiligter Minderheiten am unteren Ende einer auf Verteilungskämpfen beruhenden Gesellschaftsordnung und ist damit heute aktueller denn je.
Elena Parwan ist Kulturmanagerin am Theater Ravensburg.
Kasimir und Karoline
So 12. März, Konzerthaus Ravensburg, 19 Uhr
Empfehlung für Schulklassen (14+)
Landestheater Schwaben mit: Laura Roberta Kuhr (Karoline), Michael Naroditski (Kasimir), Tom Christopher Büning (Schürzinger / Wachtmeister), Sebastian Egger (Der Merkl Franz / Schutzengel), Almut Kohnle (Erna), Klaus Philipp (Kommerzienrat Rauch), Tobias Loth (Richter Speer), Milena Weber (Maria / Emil)