Wenn Musik ihre Geschichte erzählt
Was Nino Rotas Filmmusik zu „Der Pate“, „La dolce Vita“ und „Der Leopard“ auszeichnet, findet sich auch in seinem „Concerto per archi“: Intensität, ergreifende Melodien und ein ausgeprägtes Gespür für Klangfarben. Dmitri Schostakowitsch feierte mit seinem Konzert für Klavier, Trompete und Streichorchester glänzende Erfolge, ehe die Prawda es als kleinbürgerlich brandmarkte und von den Bühnen der Sowjetunion verbannte. Das Concertino für Trompete, Streicher und Klavier von André Jolivet sprüht vor Spielfreude, Freigeist und Virtuosität. Benjamin Brittens Frühwerk „Variationen über ein Thema von Frank Bridge“ zeigt bereits seinen Spaß an Innovation und komplexer Tonkunst.
Doch das Württembergischen Kammerorchester Heilbronn widmet sein Konzert im GZH nicht einfach der Moderne, es wirft einen hintergründigen Blick auf die Musik des 20. Jahrhunderts. Partner bei diesem Streifzug sind der mit dem Opus Klassik geehrte Trompeter Simon Höfele und Elena Brauß, Tonali-Preisträgerin und Gewinnerin des Kissinger KlavierOlymp. Die Kompositionen des Abends sind neuzeitlich, sie lieben kühne Harmonien und extravagante Rhythmen, sie wissen um 12-Ton-Musik und Jazz. Doch sie pflegen den Dialog mit Form, Tradition und Ästhetik früherer Jahrhunderte.
Nino Rota wollte vor allem für „ein wenig Nostalgie, viel Humor und Optimismus“ erinnert werden und zeichnet in Film und Konzertsaal Gefühle nach, die Zeit und Mode überdauern. Das Konzert für Klavier und Trompete nannte Schostakowitsch selbst eine „spöttische Herausforderung an den konservativ-seriösen Charakter des klassischen Konzert-Gestus“: Witzig, frech und übermütig spielt es mit Zitaten aus der Musikgeschichte von Beethoven über Haydn bis hin zu Grieg und mischt sie mit Elementen von Walzer und Foxtrott. Bei aller Avantgarde nennt Jolivets Concertino die Naturtöne der Trompete, hält sich an die klassische Satzfolge und schenkt der Trompete eine innige Kantilene. In Brittens Hommage an seinen Lehrer verstecken sich nicht nur einige von Bridges Werken, sondern auch Anspielungen auf Elgar, Rossini und Ravel.
Corinna Raupach ist freie Journalistin.
Württembergisches Kammerorchester Heilbronn
Fr 12. April, Graf-Zeppelin-Haus Friedrichshafen, 19.30 Uhr
Simon Höfele, Trompete
Elisabeth Brauß, Klavier
Emmanuel Tjeknavorian, Leitung
Nino Rota: Concerto per archi
Dmitri Schostakowitsch: Konzert Nr. 1 für Klavier, Trompete und Streicher c-Moll op. 35
André Jolivet: Concertino für Trompete, Klavier und Streicher
Benjamin Britten: Variationen über ein Thema von Frank Bridge op. 10