Zu den Veranstaltungen der Goethe-Gesellschaft
Goethe in Schwaben? Ja, zweimal war er hier. 1779 mit dem Herzog Karl August von Weimar, als sie von ihrer gemeinsamen Schweizer Reise zurückkehrten, und 1797 auf dem Weg in die Schweiz. Aber, daran erinnert Barbara Hahn auch, „mit Schwaben ist es so eine Sache.“ War der Landstrich gemeint, wo die Leute schwäbisch sprachen, oder das Herzogtum Württemberg?
Die studierte Historikerin erläutert in ihrem unterhaltsamen Buch nicht nur, wie groß bzw. klein das Herzogtum damals war; sie zeigt auch, wie langsam und aufwändig das Reisen im 18. Jahrhundert ging. Und weshalb man reiste. Goethe „lernte Menschen kennen, von denen er bereits vorher gehört hatte oder die ihm empfohlen worden waren, und er beobachtete sehr genau die Gegend, durch die er fuhr.“ Und die Städte, in die er kam. Intensiven Umgang pflegte Goethe in Stuttgart mit dem Kaufmann Gottlob Heinrich Rapp und dem Bildhauer Johann Heinrich Dannecker; beide waren ihm von Schiller empfohlen. „Was mich aber besonders frappirte, war der Originalausguß von Ihrer Büste“, teilte er Schiller mit, „der eine solche Wahrheit und Ausführlichkeit hat, daß er wirklich Erstaunen erregt.“ Natürlich war Dannecker von der Begegnung tief beeindruckt: „Was soll ich Ihnen sagen?“, schreibt er wenig später an Wolzogen, Schillers Jugendfreund, „Sie kennen seine ungeheure Kunstkenntniß, seine Liebe zum Großen, Vollendeten [..]. Täglich waren wir zusammen, und er machte mir ein Compliment, das ich für groß halte, indem er mir sagte: nun habe ich Tage hier verlebt, wie ich sie in Rom lebte.“ Wie damals im anregenden Umgang mit Künstlern, weit weg von höfischem Zeremoniell und ministeriellen Verpflichtungen. „Wer braucht da noch Italien?“ Fragt der Untertitel ihres Buches. Wir werden bei der Autorin nachfragen.
Zu anderen Fragen verleitet im Juni der Lektürekurs der Goethe-Gesellschaft; es geht darum, einen klassischen Text auf seine aktuelle Bedeutung zu überprüfen. Diesmal den „philosophischen Entwurf“ Zum ewigen Frieden, den Kant 1795 nach dem Sonderfrieden zwischen Preußen und Frankreich verfasste. „Wer die Kriege der Welt beenden will, muss seine Bücher lesen“, behauptete kürzlich DIE ZEIT. Kants Schrift „Zum ewigen Frieden“ steht auf der Agenda.
Dr. Franz Schwarzbauer, der bis 2019 das Ravensburger Kulturamt leitete, ist im Vorstand der Goethe Gesellschaft Ravensburg.
Vortrag von Andrea Hahn: Wer braucht da noch Italien? Goethe in Schwaben.
Di 14. Mai, Kornhaussaal Ravensburg, 20 Uhr
Lektürekurs „Zum ewigen Frieden.“ Ein philosophischer Entwurf von Immanuel Kant. Gespräch mit Franz Schwarzbauer
Sa 15. Juni, Liebenhofen 25, Grünkraut (Renate Igel-Schweizer)