Eine besondere Zeitreise mit Tenor Julian Prégardien und Hornist Franz Draxinger
Eine Serenade ist ein Ständchen, dargebracht im Freien zu abendlicher Stunde, ihre Bezeichnung wurzelt im lateinischen „sera“ (Abend) ebenso wie in „sereno“ (heiter). Wenn das Münchener Kammerorchester bei seinem Konzert im Rahmen des Bodenseefestivals die Serenade für Tenor, Horn und Streichorchester von Benjamin Britten aufs Programm setzt, erlebt man die warmen Klangmischungen der Singstimme mit dem Horn. Der Komponist hatte die helle Tenorstimme seines Lebensgefährten Peter Pears und die lyrisch-virtuosen Möglichkeiten des früh verstorbenen Hornisten Dennis Brain im Ohr, als er sechs Gedichte aus drei Jahrhunderten englischer Lyrik zu einem abwechslungsreichen Zyklus zusammenfügte. Das MKO hat den lyrischen Tenor Julian Prégardien und den Hornisten Franz Draxinger zu dieser besonderen Zeitreise eingeladen.
Ein außergewöhnliches Nachtstück, „Verklärte Nacht“ von Arnold Schönberg, beendet das Programm: Sicherlich eines der klangsinnlichsten Werke für Streicher, komponiert 1899 an der Schwelle von der spätromantischen Fülle zur Zwölftonmusik. Auch dieses Stück wurde von einem Gedicht inspiriert, Richard Dehmel zeichnet den Gang eines Liebespaars nach: Die Frau ist schwanger von einem anderen Mann, der Partner tröstet sie und verzeiht ihr, was sich in einer wunderbaren Cellokantilene spiegelt.
Der Tiroler Komponist Johannes Maria Staud streut dem „unvergleichlichen Münchener Kammerorchester“ Rosen und widmet sein neues Werk „Stachel“ diesem „wunderbaren Klangkörper“: Zu erwarten sind, wie der Komponist in seiner Einleitung schreibt, „plötzliche stachelig melodische Ausbrüche, widerspenstige solistische Einwürfe und dornige mikrotonale Passagen, die sich zu eruptiven, soghaften Tutti-Klangwirkungen aufschwingen.“ Dass das MKO jedes Konzert mit Herzblut und Engagement musiziert, wissen wir in Ravensburg ja schon seit vielen Jahren. Dass sich Komponist, Dirigent und Orchester gegenseitig so wertschätzen, wirkt sich sicher auf die Aufführung aus!
Einen weiteren Auftrag hat das MKO an die kroatische Komponistin Mirela Ivičević vergeben – dieses Stück ist so neu, dass es vor Drucklegung dieses Hefts noch keine Informationen dazu gab! Lassen Sie sich also überraschen von einer preisgekrönten Komponistin, die „Musik voller Wucht und Witz“ schreibt und ihr neues Stück „She dreams in colors“ nennt.
Katharina von Glasenapp ist Musikwissenschaftlerin und Kulturjournalistin.
Münchener Kammerorchester & Julian Prégardien
Mi 21. Mai, Konzerthaus Ravensburg, 19.30 Uhr
Julian Prégardien: Tenor
Franz Draxinger: Horn
Bas Wiegers: Dirigent