Cellistin Raphaela Gromes kommt mit dem Festival Strings Lucerne nach Friedrichshafen
Es ist die berühmteste Liebesgeschichte der romantischen Musik: die so produktive wie tragische Beziehung von Clara und Robert Schumann. Sein Cellokonzert schrieb Robert in zwei Wochen, getragen vom Glück, in Düsseldorf mit der ganzen Familie angekommen zu sein. Im zweiten Satz birgt es eine Liebeserklärung an seine Frau: Über das Motiv der fallenden Quinte hatte sie ihm als 13-Jährige Variationen geschickt, damals hatte er mit eigenen Variationen geantwortet. Im Konzert in Friedrichshafen lassen Cellistin Raphaela Gromes und die Festival Strings Lucerne wiederum Clara antworten: Fünf Jahre nach der Entstehung des Cellokonzerts komponierte sie drei Romanzen, deren anmutige Form den dunklen Kern verhüllt.
Eine von Claras besten Freundinnen war Pauline Viardot-García, gefeierte Sängerin, Pianistin und Komponistin. Auch sie kann eine erstaunliche Liebesgeschichte vorweisen: Louis Viardot, Direktor des italienischen Theaters in Paris, gab nach der Hochzeit seinen Job auf und wurde der Manager seiner Frau. Sie hatten vier ebenfalls hochmusikalische Kinder. Für Sohn Paul, ein Wunderkind auf der Geige, schrieb Pauline Viardot-Garcia „Six Morceaux“, von denen drei in Friedrichshafen auf dem Programm stehen.
Raphaela Gromes gilt nicht nur als eine der erfolgreichsten Cellistinnen weltweit – sie gewann internationale Wettbewerbe, ist Widmungsträgerin neuer Cellokonzerte und ihre CD-Aufnahmen erringen regelmäßig Auszeichnungen. Sie engagiert sich auch für SOS Kinderdörfer und für die Leukämie-Stiftung von José Carreras und musiziert mit Flüchtlingskindern aus Syrien. Eine Herzensangelegenheit ist ihr die Wiederentdeckung vergessener Werke, auch und gerade von Komponistinnen. Darin ist sie sich einig mit den Festival Strings Lucerne. Anfang dieses Jahres hat das Ensemble mit Raphaela Gromes die CD „Femmes“ eingespielt, die nur Werke von Komponistinnen enthält. Das Repertoire der Festival Strings Lucerne reicht von Barock bis zu zeitgenössischer Musik, das Kammerorchester tritt regelmäßig auf internationalen Bühnen auf. Seit 2012 leitet Geiger Daniel Dodds das Ensemble vom ersten Pult aus – ohne einen Dirigenten am Pult erreichen die Musiker so höchste Präzision und kammermusikalische Transparenz.
Das Konzert eröffnen sie mit den Noveletten von Niels Wilhelm Gade, im 19. Jahrhundert der bekannteste Komponist Dänemarks. Zum Abschluss lässt eine Orchesterversion des Streichquintetts von Johannes Brahms die Umrisse der fünften Sinfonie ahnen, die er nie zu Papier brachte.
Corinna Raupach ist freie Journalistin.
Mi 24. Januar, Graf-Zeppelin-Haus Friedrichshafen, 19.30 Uhr
Raphaela Gromes, Violoncello
Daniel Dodds, Leitung und Violine
Niels Wilhelm Gade: Novelletten für Streichorchester F-Dur op. 53
Robert Schumann: Konzert für Violoncello a-Moll op. 129
Clara Schumann: Drei Romanzen op. 22
Pauline Viardot-García: Romance, Bohémienne und Tarantelle aus „Six Morceaux“
Johannes Brahms: Streichquintett G-Dur op. 111