Collegium Vocale Gent singt Bachs h-Moll-Messe
Heller Jubel im „Et resurrexit“, tiefste Verzweiflung im „Crucifixus“ und ein zärtliches Liebeslied als „Dominus Deus“ – Johann Sebastian Bachs Messe in h-Moll ist eine Reise für die Seele. Vom ersten Ton an entführt sie die Zuhörenden in eine Welt, die getragen ist von Gottvertrauen und höchster Kompositionskunst. Bach schenkt dem für die Liturgie des katholischen Gottesdienstes kreierten Text bewegende Arien, strenge Polyphonie, bis zu sieben-stimmige Fugen und bis zu acht-stimmige Chorsätze. Mal begleiten nur zwei Oboen sachte den Bass, mal feiern Pauken und Trompeten mit dem Chor das „Osanna“. In klarer Schönheit setzt das „Dona nobis pacem“ den bis heute hochaktuellen Schlusspunkt.
Warum Johann Sebastian Bach sich in fortgeschrittenem Alter zur Komposition einer vollständigen lateinischen Messe entschied, ist bis heute nicht geklärt. Vermutlich war sie als Vermächtnis gedacht, als Summe seines kirchenmusikalischen Schaffens. Dafür spricht auch, dass er darin zahlreiche seiner geistlichen Werke wiederverwendete. Als „Sanctus“ verwendete er ein Stück, das er für den Leipziger Weihnachtsgottesdienst 1724 geschrieben hatte, dem „Ex expecto“ liegt ein Abschnitt aus der Ratswahlkantate von 1731 zugrunde und die Sätze „Kyrie“ und „Gloria“ schickte er schon 1733 an den sächsischen König Friedrich August II.
Heute ist die h-Moll-Messe Bachs meistgespieltes Chorwerk, ihre Niederschrift von 1749 zählt zum Unesco-Weltdokumentenerbe. Von den Aufführenden verlangt sie höchste Konzentration, technische Perfektion und einen langen Atem. In Friedrichshafen widmet sich das Collegium Vocale Gent unter der Leitung von Philippe Herreweghe dem Werk. Ensemble und Dirigent stehen für historisch informierte Spielweise und herausragende Bach-Interpretationen. Auch für die Solistinnen Dorothee Mields und Hana Blažiková, für Countertenor Alex Potter, Tenor Guy Cutting und Bariton Johannes Kammler gehören Arien des Thomaskantors zu ihren Spezialgebieten. Sie übernehmen im Graf-Zeppelin-Haus die Solopartien.
Corinna Raupach ist freie Journalistin.
Collegium Vocale Gent – Bach: h-Moll-Messe
Mi 12. Juni, Graf-Zeppelin-Haus Friedrichshafen, 19.30 Uhr
Philippe Herreweghe, Leitung
Dorothee Mields, Sopran
Hana Blažíková, Sopran
Alex Potter, Countertenor
Guy Cutting, Tenor
Johannes Kammler, Bass