Philipp Hochmair in „Jedermann Reloaded“ und „Amerika“
Gleich mit zwei Produktionen kommt der aus Film- und Fernsehen bekannte Ex-Burgschauspieler Philipp Hochmair im Oktober nach Friedrichshafen. Neben seiner filmischen Arbeit ist der österreichische Schauspieler vor allem für seine Bühnenarbeit an nationalen und internationalen Theatern bekannt, an denen er viele klassische Rollen in einem modernen „postdramatischen“ Stil übernahm. Für Furore sorgte 2018 sein spontaner Einspringer bei den Salzburger Festspielen für den damals erkrankten Tobias Moretti: In nicht einmal 30 Stunden Vorbereitungszeit schlüpfte Philipp Hochmair in die Rolle des Jedermann und zeigte unter großen Beifall einmal mehr, dass ihm diese Rolle auf den Leib geschrieben ist. In „Jedermann Reloaded“ schlüpft er am 7. Oktober in einem leidenschaftlichen Kraftakt dann in alle Rollen und macht Hugo von Hofmannsthals Stück zu einem vielstimmigen Monolog:
Philipp Hochmairs Jedermann ist ein Rockstar. Getrieben von Gitarrenriffs und experimentellen Sounds der Band Die Elektrohand Gottes verwandelt er das Mysterienspiel in ein apokalyptisches Sprechkonzert. Jedermann wird als Zeitgenosse erkennbar, der in seiner unstillbaren Gier nach Geld und Rausch verglüht. Das Thema ist zeitlos und ewig gültig: „Was bleibt vom Leben übrig, wenn es ans Sterben geht?“
Bereits einen Tag zuvor, am 6. Oktober, ist Philipp Hochmair mit Kafkas unvollendetem Roman „Amerika“ ebenso vielseitig im Bahnhof Fischbach zu sehen: Im Sekundentakt wechselt er in diesem Solo virtuos zwischen den Figuren und verkörpert den Roman durch die Spielgewalt eines einzigen Schauspielers. Kafkas epochales Werk „Amerika“ (heute unter dem Titel „Der Verschollene“ bekannt) schildert zu Beginn des 20. Jahrhunderts die Geschichte eines Heimatlosen: Von den Eltern aus Europa vertrieben, erlebt Karl Roßmann in Amerika nicht die gewünschte Verheißung, sondern den sozialen Abstieg. Kafkas Romanfragment „Amerika“ ist ein überlagertes Bild aus Mythen, Projektionen, Fakten und der Fantasie. Von der Einfahrt in den Hafen New Yorks bis zur finalen Zugfahrt zum großen Naturtheater von Oklahoma ist es die Odyssee eines Anschlusssuchenden, der bis zuletzt nicht an der eigenen Isolation verzweifelt und vielleicht sogar am Ende jenes Zuhause findet, das er fortwährend suchte.
Kathrin Staffler: Leiterin Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Kulturbüro Friedrichshafen.
Amerika. Schauspielsolo mit Philipp Hochmair
Fr 6. Oktober, Bahnhof Fischbach, 19.30 Uhr
Jedermann Reloaded: Philipp Hochmair & Die Elektrohand Gottes
Sa 7. Oktober, 19 Graf-Zeppelin-Haus Friedrichshafen, 19.30 Uhr