Konzerthausorchester Berlin
Sie gilt als Ausnahmetalent, Vorreiterin und Stimme einer neuen Generation im Klassikbetrieb: Joana Mallwitz, seit 2023 Chefdirigentin des Konzerthausorchesters Berlin, prägt mit Klarheit, Tiefgang und unerschütterlicher musikalischer Vision die deutsche Orchesterlandschaft. Wer sie am Pult erlebt, spürt schnell: Hier geht es nicht nur um Virtuosität, sondern um Haltung. Denn was Musik für Joana Mallwitz so unmittelbar macht, ist ihre Nähe zur menschlichen Stimme – sie atmet, spricht und ist lebendig. „Am Ende versucht jede Musik, die menschliche Stimme nachzumachen“, sagt sie im Gespräch mit Autor Matze Hielscher. „Eine Phrase, die einen Atem hat, die eine Sprachlichkeit hat – ich glaube ganz fest daran: Die Stimme ist das Stärkste.“
Dass sie ihre eigene Stimme längst gefunden hat, zeigt sich nicht nur in ihren Interpretationen, sondern auch in ihrer Biografie. Als jüngste Generalmusikdirektorin Europas sorgte sie bereits früh für Aufmerksamkeit. Dabei liest sich ihre Karriere nicht
als bloßes Talentmärchen, sondern als bewusster künstlerischer Weg. Er ist geprägt von Neugier, Emotionen, Reflektionen und gestalterischer Tiefe. Auch jenseits des Pults setzt sie Akzente: etwa mit den von ihr initiierten „Expeditionskonzerten“, die klassische Werke für ein breites Publikum erfahrbar machen. Der 2024 erschienene Dokumentarfilm „Joana Mallwitz – Momentum“ widmet sich ihrer besonderen künstlerischen Haltung und zeichnet ein eindrückliches Portrait der jungen Dirigentin.
An ihrer Seite steht an diesem Abend Kian Soltani, einer der gefragtesten Cellisten seiner Generation. Gemeinsam mit dem Konzerthausorchester interpretiert er Tschaikowskys „Nocturne“ sowie die brillanten Rokoko-Variationen. Umrahmt wird das Konzert durch ein fein abgestimmtes Programm: Es beginnt mit der impressionistisch flirrenden Miniatur „D’un matin de printemps“ von Lili Boulanger – einer Komponistin, deren Stimme in der Musikgeschichte lange überhört wurde. Den Abschluss bildet Franz Schuberts Große C-Dur-Sinfonie, ein sinfonischer Kosmos, durch den Mallwitz mit sicherer Hand führt. Für sie ist eine Sinfonie „wie so eine Welt, und der Komponist führt den Hörer da durch“. Mit ihrem Dirigat macht sie diese Welt für das Publikum erfahrbar.
Kathrin Staffler: Leitung Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Kulturbüro Friedrichshafen.
Konzerthausorchester Berlin & Joana Mallwitz
Do 29. Mai, Graf-Zeppelin-Haus Friedrichshafen, 19.30 Uhr
Kian Soltani: Violoncello
Joana Mallwitz: Leitung
Lili Boulanger: D’un matin de printemps, Arr.: Iain Farrington
Pjotr Iljitsch Tschaikowsky: Nocturne cis-Moll op. 19 Nr. 4 & Variationen über ein Rokoko-Thema A-Dur op. 33
Franz Schubert: Sinfonie Nr. 8 C-Dur D 944 „Die Große“