Liest aus seinem Erstlingswerk „Hast du uns endlich gefunden“
Am Montag, 2. Mai kommt der bislang als Schauspieler bekannte Edgar Selge ins Kultur- und Kongresszentrum Oberschwaben nach Weingarten, um aus seinen Kindheitserinnerungen, seinem „hinreißend erzählten Buch“ (Michael Krüger) zu lesen. Siegmund Kopitzki wird moderieren. Veranstaltet wird die Lesung von RavensBuch und der Stadt Weingarten.
Edgar Selge gehört zu den bedeutendsten Charakterdarstellern Deutschlands. 1948 geboren, wuchs er im ostwestfälischen Herford als Sohn eines Gefängnisdirektors auf. Seine Schauspielausbildung schloss er 1975 an der Otto Falckenberg Schule in München ab. Zuvor studierte er Philosophie und Germanistik in München und Dublin sowie klassisches Klavier in Wien. Für seine Arbeit wurde er mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet. Edgar Selge lebt mit der Schauspielerin Franziska Walser zusammen. Die beiden haben zwei Kinder. „Hast du uns endlich gefunden“ ist sein literarisches Debüt und wurde auf Anhieb ein Bestseller. Auch die Fachpresse äußert sich zwischen Lob und Begeisterung für sein Erstlingswerk.
Ein Zwölfjähriger erzählt seine Geschichte zwischen Gefängnismauern und klassischer Musik. Exemplarisch und radikal persönlich. Eine Kindheit um 1960, in einer Stadt, nicht groß, nicht klein. Ein bürgerlicher Haushalt, in dem viel Musik gemacht wird. Der Vater ist Gefängnisdirektor. Der Krieg ist noch nicht lange her, und die Eltern versuchen durch Hingabe zu klassischer Musik und Literatur nachzuholen, was sie ihre verlorenen Jahre nennen. Überall spürt der Junge Risse in dieser geordneten Welt. Gebannt verfolgt er die politischen Auseinandersetzungen, die seine älteren Brüder mit Vater und Mutter am Esstisch führen. Aber er bleibt Zuschauer. Immer häufiger flüchtet er sich in die Welt der Phantasie. Dieser Junge, den der Autor als fernen Bruder seiner selbst betrachtet, erzählt uns sein Leben und entdeckt dabei den eigenen Blick auf die Welt. Wenn sich der dreiundsiebzigjährige Edgar Selge gelegentlich selbst einschaltet, wird klar: Die Schatten der Kriegsgeneration reichen bis in die Gegenwart hinein. Edgar Selges Erzählton ist atemlos, körperlich, risikoreich. Voller Witz und Musikalität. Ob Bach oder Beethoven, Schubert oder Dvořák, Marschmusik oder Gospel: Wie eine zweite Erzählung legt sich die Musik über die Geschichte und begleitet den unbeirrbaren Drang nach Freiheit.
Peter Hellmig ist Leiter der Abteilung Kultur und Tourismus Weingarten.
Michael Riethmüller ist Geschäftsführer der Buchhandlung RavensBuch.
Lesung Edgar Selge: „Hast du uns endlich gefunden“
Mo 2. Mai, Kultur- und Kongresszentrum Oberschwaben, Weingarten, 20 Uhr
Karten: bei allen Osiander-Buchhandlungen, RavensBuch, der Stadt Weingarten sowie www.reservix.de
Foto: Muriel Liebmann