MKO und Isabelle Faust spielen Ligetis Violinkonzert
Eine kurze „Sinfonia“ von Giovanni Battista Sammartini, den der junge Wolfgang Amadeus Mozart auf einer seiner Reisen nach Italien noch kennenlernte, und die erste aus der Trias der letzten Meistersymphonien Mozarts umrahmen ein Schlüsselwerk des ausgehenden 20. Jahrhunderts: György Ligetis Violinkonzert. Wie so oft verbindet das Münchener Kammerorchester in seinem Konzert am 26. April „alt“ und „neu“, „Tradition“ und „Moderne“. Wobei die Satzbezeichnungen bei Ligeti (unter anderem Aria, Hoquetus, Choral und Passacaglia) ebenfalls auf die Musik der Renaissance und des Barocks verweisen.
György Ligeti kam 1923, also vor 100 Jahren, im damals noch rumänischen Siebenbürgen als Kind ungarischer Eltern zur Welt. Zunächst studierte er in Klausenburg und Budapest, nach den politischen Unruhen 1956 gelangte er über Wien nach Westdeutschland. Lange arbeitete er in Köln im Studio für elektronische Musik des WDR, setzte sich mit der Musik von Stockhausen, Kagel und Boulez auseinander, war Dozent bei den Darmstädter Ferienkursen für Neue Musik und unterrichtete in Hamburg und Wien. Seine vielfach aufgefächerten Orchesterkompositionen (etwa „Atmosphères“, „Apparitions“, „Lontano“) spüren den Phänomenen der Klangfarben und ihrer Schattierungen nach und sind u.a. in Filme von Stanley Kubrick (2001: Odyssee im Weltraum, Shining) eingegangen.
Sein Violinkonzert, eines der anspruchsvollsten Werke für diese Gattung überhaupt, komponierte er auf Anregung des Geigers Saschko Gawriloff. Zum Instrumentarium gehören unter anderem Okarinas und eine asiatische Lotusflöte, viel Schlagwerk und zum Teil umgestimmte Streicher. Die Geigerin Patricia Kopatchinskaja bezeichnet Ligetis Violinkonzert als „kompliziertes und virtuoses Puzzle, das in seiner Gesamtheit einen höchst farbigen, gleichzeitig fremdartigen und doch vertrauten, manchmal flimmernden und manchmal schwebenden Höreindruck erzeugt“.
Beim MKO ist die stilistisch vielseitige Geigerin Isabelle Faust zu Gast, deren Repertoire sich über Jahrhunderte vom Barock bis zur Gegenwart spannt. Immer mit dabei ihre Stradivari mit dem schönen Namen „Dornröschen“: Wie die Märchenprinzessin schlummerte die Geige über viele Jahre ungespielt, bevor Isabelle Faust ihr in einem langen Prozess des „Wachküssens“ den hell leuchtenden Klang entlocken konnte…
Katharina von Glasenapp ist Musikwissenschaftlerin und Kulturjournalistin.
Münchener Kammerorchester & Isabelle Faust, Violine
Mi 26. April, Konzerthaus Ravensburg, 20 Uhr
Einführung: 19.30 Uhr
Giovanni Battista Sammartini: Sinfonia A-Dur J-C 62
Gyorgy Ligeti: Konzert für Violine und Orchester
Wolfgang A. Mozart: Symphonie Nr. 39 KV 543
Foto: Felix Broede