Felix Klieser und das Prager Symphonieorchester
Mit 18 Jahren komponierte Richard Strauss sein erstes Hornkonzert. Noch war er als Philosophiestudent eingeschrieben, doch gehörte seine Leidenschaft der Musik. Mit dem Klang des Horns war er aufgewachsen – sein Vater Franz war erster Hornist am Hoforchester München, Akademieprofessor und einer der angesehensten Waldhornisten seiner Zeit. Entsprechend intensiv lotet das Hornkonzert Klang und Möglichkeiten des Instruments aus. Es gehört bis heute zu den meistgespielten und schwierigsten Solokonzerten für Horn.
Richard Strauss widmete es seinem Vater. Dieser lehnte es jedoch ab, das Werk zu spielen. „Zu schwer“ lautete sein Kommentar. Vor allem die hohen Töne machten dem unter Asthma und Kurzatmigkeit Leidenden zu schaffen. Bei der Uraufführung mit Klavier übernahm sein Schüler Bruno Hoyer den virtuosen Solopart. In dem romantisch-farbigen Werk ist der Einfluss der Klassik noch hörbar, die Orchestrierung zeigt bereits Eigenheiten des späteren Meisters.
„Zu schwer“ gibt es nicht für Felix Klieser, der dieses Hornkonzert in Friedrichshafen spielen wird. Obwohl er ohne Arme geboren wurde, spielt er seit seinem fünften Lebensjahr Horn und gilt als einer der Weltbesten seines Fachs. Er studierte mit 13 Jahren als Jungstudent an der Musikhochschule Hannover, erhielt 2014 den ECHO Klassik als Nachwuchskünstler des Jahres und 2016 den Leonard Bernstein Award des Schleswig Holstein Musik Festivals. Er konzertierte in der Berliner Philharmonie und der Elbphilharmonie und musizierte mit dem Mozarteumorchester Salzburg, dem Kammerorchester Basel und den London Mozart Players. An der Musikhochschule Münster leitet Felix Klieser seit 2018 seine eigene Hornklasse.
Begleiten wird ihn das Prager Symphonieorchester. 1934 gegründet, hat es sich zum Aushängeschild und internationalen Botschafter der Stadt entwickelt. Es eröffnet mit Wagners Ouvertüre zum „Tannhäuser“, in der nach dem Pilgerchormotiv die Motive spiritueller und sinnlicher Liebe miteinander ringen. Mit der fünften Sinfonie von Antonín Dvořàk ist das Orchester ganz in seinem Element. Im Sommer 1875 in nur fünf Wochen komponiert, findet Dvořàk in ihr zu seiner eigenen Tonsprache: befreit von klassischen und romantischen Vorbildern verbindet sie hohe Kompositionskunst mit böhmischer Farbe und großer Ausdruckskraft.
Corinna Raupach ist freie Journalistin.
Prager Symphoniker & Felix Klieser, Horn
Do 27. April, Graf-Zeppelin-Haus Friedrichshafen, 19.30 Uhr
Leitung: Claus Peter Flor