Frankfurter Komponist bei weit! neue musik weingarten
Vom 17. bis 19. November begrüßt „weit! weingarten“ den renommierten Frankfurter Komponisten Rolf Riehm (86). Fünf Konzerte in der PH Weingarten und dem Kultur- und Kongresszentrum (KuKO), zwei Hörstücke und vor dem Wochenende außerdem eine Filmaufführung in der Linse zeigen die Vielseitigkeit des Komponisten, dessen Musik viel zu lange unter dem Radar der einschlägigen Avantgarde-Zirkel lief.
Ein wichtiger Bezugspunkt in Riehms Werk sind die mythologischen Stoffe der Antike, weil Riehm in ihnen so viele menschliche Verhaltensweisen beschrieben findet, die auch heute noch unser Handeln bestimmen, im Guten wie im Schlechten. Seine Musik erhellt somit sowohl den Mythos durch die Gegenwart als auch die Gegenwart durch den Mythos. Bereits Werktitel wie „Orpheus Euphrat Panzer“ oder „Basar Aleppo oder Die Straße nach Tyros“ deuten an, wie Riehm politisch-gesellschaftliche Tragödien wie den syrischen Bürgerkrieg in Stoffen der Antike spiegelt.
Rolf Riehm wurde 1937 in Saarbrücken geboren. Seine Eltern waren Musikpädagogen. Auch er schlug zunächst diesen Weg ein, studierte Schulmusik, später dann Komposition bei Wolfgang Fortner in Freiburg. Bekannt wurde Riehm auch als Mitglied des „Sogenannten Linksradikalen Blasorchesters“ (1976–81), dem von Heiner Goebbels gegründeten musikalischen Sprachrohr der Frankfurter Sponti-Szene. Riehm spielte hier Saxophon und steuerte Kompositionen für das Ensemble bei. Ein Mann des plakativen politischen Aktionismus war Riehm allerdings nie. Seine Musik setzt Frage- statt Ausrufezeichen und zeigt sich stets nachdenklich. Nicht selten nehmen Rihms Werke ihren Ausgang von Alltagsbeobachtungen, auch von Zeitungsausrissen oder aus TV-Sendungen. So können ein Foto des Physikers Stephen Hawking oder der Flug über einen schmelzenden Gletscher zum Ausgangspunkt einer Komposition werden. In „Machandelboom“ nach dem gleichnamigen Märchen der Gebrüder Grimm zeigt sich Riehm auch als Meister des Hörstücks. Hieran knüpft ein Education-Projekt mit der PH Weingarten an, das an dem Wochenende ebenfalls präsentiert wird. Außerdem zeigt das Kulturzentrum Linse am 11. und 12. November Peter Kriegs Dokumentarfilm „Septemberweizen“ (1980), für den Rolf Riehm die Musik komponiert hat.
Wieder sind renommierte Interpreten und Interpretinnen für Riehms Musik zur Stelle. Zu Gast sind das Ensemble Mosaik, die Sopranistin Sarah Maria Sun, die Stuttgarter Philharmoniker, die Pianistin Magdalena Cerezo Falces sowie das Trio Accanto. Und selbstverständlich ist auch der Komponist selbst anwesend. In einer Lecture spricht er über sein Komponieren.
Elisabeth Schwind ist Teil des Teams von weit! neue musik weingarten.
Rolf Riehm bei weit! neue musik weingarten
Fr 17. bis So 19. November
Alle Infos, Termine, Tickets: www.weit-weingarten.de