- Philosophisch-literarische Salonnacht „im blauen Sessel“
Über Biodiversität und Bewohnbarkeit unserer Erde zu diskutieren, setzt natürliche Grenzen voraus. Pflanzen- wie Tierarten, aber in analoger Weise auch ihre Lebensräume und umfassenden Ökosysteme, sind gerade durch und in ihren Grenzen das, was sie sind. Würden wir gewisse Grenzen überschreiten – so wissen wir aus wissenschaftlicher Perspektive – werden vermehrte „Natur“-Katastrophen die sichere Folge sein. Die Kipppunkte markieren somit Grenzpunkte. Sie zu ignorieren, hätten traditionale Kulturen als klaren Fall von „Hybris“, von grenzverletzender „Frechheit“ und „mutwilliger Gewalt“ gigantischen Ausmaßes angesehen.
Gleichzeitig gibt die Rede vom „Anthropozän“ zu verstehen, dass wir Menschen kraft unseres Freiheitspathos uns längst schon auf dem Weg befinden, uns von Naturvorgaben und somit von den Grenzen der Natur zu lösen und Natürliches in Richtung immer künstlicherer Welten zu synthetisieren, gerade auch mit Hilfe der KI (künstlicher Intelligenz). Stehen wir Menschen der Industrienationen im Großen wie im Kleinen also nicht für ein Grenzgängertum par excellence?
Aber Hand aufs Herz, sind nicht viele Menschen froh, nicht mehr in archaischer Abhängigkeit von der Natur leben zu müssen und die einst religiös gesetzten Grenzen samt Rollenvorgaben überschritten zu haben? Und wer würde hinter den heutigen Stand von Wissenschaft und Medizin zurückwollen? Beispielhaft wäre dann eine Frageperspektive für den Umgang mit Grenzen: Schaffen wir es unter Anerkennung und im Rahmen Halt gebietender Grenzen des Klimasystems, des Völkerrechts, der Menschenrechte hier und jetzt berechtigte und unberechtigte Grenzüberschreitungen klug zu unterscheiden, und dementsprechend zu leben und zu handeln?
Wie sich vor diesem Hintergrund Grenzfragen und Grenzsituationen philosophisch und literarisch in lebensweltlicher Vernetztheit unter uns Menschen anfühlen, wie hier in Grenzbereichen z.B. des Entdeckens und Überlebens, von Flucht und Asyl, aber auch in Freundschaft und der Suche nach dem Wesentlichen die Grenz-, Trenn- und Bruchlinien verlaufen, zeigt einmal mehr die nächste Salonnacht des Blauen Sessels. Aus Philosophie, Physik, VWL, Literatur, Geschichte, Film und Journalismus sind durchaus mit optimistischen Lichtblicken zu Gast: Dr. Rüdiger Zill, Susanne Röckel, Mark Gerstorfer, Steffen Nowak, Prof. Dr. Wolfgang Neuser, John von Düffel, Barbara Thimm, Paula Fürstenberg, Christine Urspruch und Gün Tank.
Ralf Elm ist Mitglied der Bürgerinitiative „im blauen Sessel“
Im Blauen Sessel
Fr 26. April Eröffnung: Innenhof Museum Humpis-Quartier, 18.30 Uhr
Lesungen in den Salons der Ravensburger Marktstraße: 20 + 21.15 Uhr
VVK-Stellen und das komplette Programm: www.imblauensessel.de