Eine Bühnenadaption von David Wnendts Film
Der mehrfach ausgezeichnete Film stellt die 20-jährige Marisa in den Mittelpunkt. Sie lebt in einer ostdeutschen Kleinstadt, trägt ein Hakenkreuz-Tattoo und den Schriftzug „Skingirl“ auf der Haut. Ihre Clique gehört zur rechtsradikalen Szene. Sie hasst Ausländer, Politiker, Juden, die Polizei und alle, denen sie die Schuld gibt, dass Deutschland den Bach runtergeht. Sie schlägt zu, wenn ihr jemand dumm kommt. Die beiden jungen Flüchtlinge Rasul und Jamil kommen in Konflikt mit der Clique – und Marisa schiebt die beiden Radfahrer einfach mit dem Auto von der Straße. Als Jamil danach verschwindet und Rasul auf sich allein gestellt ist, kommen Marisa zum ersten Mal Zweifel. Zur gleichen Zeit kommt die 15-jährige Svenja in die Gruppe. Während Svenja immer tiefer in die rechte Szene rutscht, gerät Marisas Weltbild immer mehr ins Wanken.
Während die Filmvorlage aus dem Jahr 2011 Rechtsextremismus noch auf den Osten Deutschlands begrenzt, wählt die Bühnenadaption der Württembergischen Landesbühne einen anderen Zugang. Das Publikum verfolgt die beiden Grenzgängerinnen Marisa und Svenja auf dem Weg in und innerhalb der rechtsextremen Szene ohne die Handlung räumlich oder zeitlich zu verorten. Geschickt unterbricht die Inszenierung das Spielgeschehen immer wieder mit Monologen, die einen direkten Einblick in das Innenleben der Charaktere bieten. Nordhalms dynamische Regie geht dabei der Frage nach, was junge Menschen an Gewalt fasziniert. Gerade in den Momenten, in der die Sprache der Frage nicht mehr gewachsen ist, wirken die von Jan Krauter furios choreografierten Kampfszenen eindrücklich.
Die Inszenierung setzt sich kritisch mit Themen wie Rassismus und Sexismus auseinander und gibt einen Einblick in die rechte Szene. Sie enthält explizite Darstellung körperlicher und seelischer Gewalt sowie von Diskriminierungserfahrungen. Das Kulturbüro bieten für die Vorbereitung auf das Stück in Kooperation mit Theaterpädagogen der WLB Esslingen einen kostenfreien 90-minütigen Workshop für Schulklassen in den Schulen an. Auf Wunsch erhalten Schulen für die Inszenierung kostenfreies theaterpädagogisches Begleitmaterial. Weitere Informationen über das Kulturbüro.
Florian Kind ist Veranstaltungsleiter im Kulturbüro Friedrichshafen.
„Kriegerin“
Mi 26. April, Kiesel im k42 Friedrichshafen, 10 & 19 Uhr
Württembergische Landesbühne Esslingen
Nach dem Film von David Wnendt
Bühnenfassung: Tina Müller
Regie: Jenke Nordhalm
Geeignet für Jugendliche und Erwachsene ab 14 Jahren