Biographisches Schauspiel mit großen Arien
Sie hat den Belcanto neu definiert, den Opernrollen ihre Glaubwürdigkeit zurückgegeben und eine Karriere voller Höhen und Tiefen durchlebt. Als zum Teil selbst inszenierte Diva stand sie im Rampenlicht, und die Nachwelt hat sie schließlich zum Mythos verklärt. Keine Sängerin des 20. Jahrhunderts hat so viel Aufmerksamkeit auf sich gezogen wie Maria Callas – auf der Bühne wie im Privatleben.
Über das Leben der 1977 im Alter von nur 53 Jahren verstorbenen Sopranistin und den Mythos der „Primadonna Assoluta“ hat der US-amerikanische Autor Terrence McNally ein Meisterwerk des biographischen Theaters geschrieben. Ort der Handlung ist die renommierte Juilliard School in New York, wo Maria Callas 1971 ihre erste und einzige Meisterklasse abhält. Die Gesangsprominenz der Stadt befindet sich im Publikum, um zu erleben, wie die als schwierig verschriene Diva ihre Kunstgeheimnisse an ausgewählte Studierende weitergibt. Sie selbst hat ihren allerhöchsten Anspruch und ihre Schonungslosigkeit bereits mit dem Verlust ihrer Gesangsstimme bezahlt.
Zwei Sopranistinnen und ein Tenor arbeiten mit Maria Callas an Arien aus La Sonnambula, Lady Macbeth und Tosca – jede Oper ein Meilenstein ihrer Karriere. Der Auftritt als Lehrerin in New York lässt sie zu den Triumphen und Verwerfungen ihres Lebens zurückkehren: ihre Kindheit in Armut und im Schatten der hübscheren Schwester, der Kampf gegen weniger talentierte, aber attraktivere Sängerinnen am Anfang ihrer Laufbahn, die großartigen Höhepunkte ihrer Karriere an der Scala , aber auch ihre zerstörerische Beziehung zu Aristoteles Onassis. Das Publikum erlebt hautnah die emotionale Zerrissenheit der Ausnahmekünstlerin und die Diskrepanz zwischen öffentlicher und privater Person, zwischen der enormen Macht und Wirkung der Callas auf der Bühne und den peinigenden Erinnerungen an ihre eigene Ohnmacht.
Zwölf Jahre stand die Inszenierung von Arie Zinger auf dem Spielplan des Wiener Volkstheaters, rekordverdächtige 170.000 Besucherinnen und Besucher haben Andrea Eckert dort in ihrer Paraderolle als ungnädige, verletzliche Diva gesehen und gefeiert. Anlässlich des hundertsten Geburtstages von Maria Callas hat Eckert 2023 im Wiener Varietétheater „Das Vindobona“ ihre „Meisterklasse“ wiederbelebt, die nach Gastspielen in Südtirol und der Hamburger Elbphilharmonie nun auch in Ravensburg Station macht.
Till Rickelt ist Intendant des Theater Ravensburg.
Meisterklasse
Sa 7. Dezember, Konzerthaus Ravensburg, 19.30 Uhr
Einführung: 19 Uhr
Infos und Tickets: www.theater-ravensburg.de