Mozarteumorchester und Augustin Hadelich spielen Wagner, Mozart und Beethoven
Cosima Wagner behielt Geschenke gern für sich: Das Siegfried-Idyll verehrte ihr Richard Wagner zum 33. Geburtstag, anlässlich der Geburt von Söhnchen Siegfried. In lyrischen Tönen feiert es mit Motiven aus der Oper „Siegfried“ Jugend, Liebe und Familie. Wagner engagierte eigens Musiker eines Züricher Orchesters, die es ihr im heimischen Treppenhaus vorspielten. Erst acht Jahre später erlaubte Cosima die Veröffentlichung. Mit diesem Werk eröffnet das Mozarteumorchester Salzburg den Abend im Graf-Zeppelin-Haus. Das Orchester, gegründet von Mozarts Witwe Constanze und seinen zwei Söhnen, ist das älteste Orchester Österreichs und eines der traditionsreichsten in Europa. Vor allem für die Aufführung von Werken der Wiener Klassik ist es vielfach ausgezeichnet.
In Friedrichshafen steht Mozarts fünftes Violinkonzert auf dem Programm. Es ist sein letztes, danach beendete Mozart seine Karriere als Stargeiger und konzentrierte sich auf Klavier und Komposition. Er schrieb es als 19-jähriger, zurückgekehrt nach zahlreichen Reisen durch Europa und wieder Konzertmeister in Salzburg. Auf die elegante Einleitung des Orchesters antwortet die Violine mit einer zärtlichen Arie, ehe das eigentliche Hauptthema einsetzt. Das Adagio schwingt als Lied ohne Worte, voll Grazie entfaltet sich das Finale. Dessen Trio trug dem Konzert den Beinamen „das Türkische“ ein: Mit den Bogenstangen auf die Seiten schlagend, imitieren die dunklen Streicher Trommeln und Becken, übermütig tobt die Geige über chromatische Linien des Orchesters. Hier widmet sich Augustin Hadelich dem Werk. Er gilt als einer der zurzeit größten Geiger, hochgelobt für hinreißenden Ton, überragende Technik und tief empfundene Interpretationen.
Im Sommer nach der Beendigung seiner siebten Sinfonie plagten Beethoven Hörprobleme, Geldsorgen und Liebeskummer. Trotzdem kling die achte Sinfonie leichtfüßig, luftig und lebensfroh. Doch hinter der galanten Fassade brodelt es: Ehe er in der neunten Sinfonie neue Wege geht, treibt der Komponist bisherige Sinfonie-Konventionen auf die Spitze bis hin zum musikalischen Scherz. Verwegen spielt der erste Satz mit Form und Dynamik, ein langsamer Satz fehlt völlig. Stattdessen erinnern die tickenden Sechzehntel des Allegretto scherzandos an das gerade erfundene Metronom. Das Menuett spottet grimmig über die Formalitäten der Oberschicht und der letzte Satz wechselt Tonarten und Themen in so rasantem Tempo, dass die Nachwelt vermutete, Beethoven habe sich bei der Metronomangabe geirrt.
Corinna Raupach ist freie Journalistin.
Mozarteumorchester Salzburg
Sa 7. Dezember, Graf-Zeppelin-Haus Friedrichshafen, 19.30 Uhr
Richard Wagner: Siegfried-Idyll E-Dur WWV 103m
Wolfgang Amadeus Mozart: Violinkonzert Nr. 5 A-Dur KV 219
Ludwig van Beethoven: Sinfonie Nr. 8 F-Dur op. 93