Camerata Serena beschreibt den Klang von Leiden, Tod und Hoffnung
Für Christen gibt es keinen dunkleren Tag. Am Karfreitag erinnert die Kirche an Leiden und Sterben Jesu, an seinen Aufschrei „Mein Gott, warum hast du mich verlassen?“ und an das ergebene „Es ist vollbracht.“ Unter den Versuchen, diese letzten Minuten in Musik zu fassen, gelten „Die sieben letzten Worte unseres Erlösers am Kreuz“ von Joseph Haydn als unübertroffen, was die Tiefe des Ausdrucks und die musikalische Dichte angeht. Dabei verwebt er Dur und Moll, Licht und Schatten, Schmerz und Trost. Denn der Karfreitag bedeutete für den gläubigen Katholiken Haydn auch den Auftakt zur Auferstehung und das Versprechen, selbst im Tod von Gott gehalten zu sein. Trotzdem schließen auch Haydns „Letzte Worte“ mit einem musikalischen Erdbeben aus Abgründen und Chaos.
Im Konzert der Camerata Serena am Karfreitag werden Ausschnitte dieses Werks zu einer Art Ouvertüre für Haydns Oratorium „Stabat Mater“. Es war Haydns erstes großes kirchenmusikalisches Werk für die Fürsten von Esterházy. Ein Jahr nach der Uraufführung am Karfreitag 1767 reiste Haydn nach Wien, um das Werk dort vorzustellen. Seitdem wurde es in zahlreichen Abschriften verbreitet und begründete seinen Ruf als führender Vokalkomponist seiner Zeit.
Haydn befasst sich im „Stabat Mater“ mit dem Schmerz Marias. Sie verlor an jenem Freitag nicht nur den mit großer Hoffnung angekündigten Messias, sondern vor allem ihren Sohn, viel zu jung und unverschuldet. Ihrem ohnmächtigen Schmerz und dem Mitleid der Anwesenden verleiht Haydn bewegenden Ausdruck, die Empfindungen jedes Verses zeichnet er in innigen Melodien, kräftigen Harmonien und deutlichen Rhythmen nach. Schon im Vorspiel warnen scharfe Akzente und rabiate Chromatik vor seelischen Erschütterungen. Doch selbst der Kummer der Mutter wendet sich in Zuversicht: Die Schlussfuge hofft schon auf das Leben in einer anderen Welt.
Partner des Vokalensembles Camerata Serena unter der Leitung von Nikolaus Henseler ist wieder das Barockensemble La Banda aus Augsburg, das sich der historisch informierten Aufführungspraxis verschrieben hat. Auch mit Sopran Ines Bergk, Tenor Philipp Nicklaus und Bariton Manuel Kundinger hat die Camerata teils mehrfach zusammengearbeitet.
Corinna Raupach ist freie Journalistin.
Vokalensemble Camerata Serena & Barockensemble La Banda
Karfreitag, 29. März, Graf-Zeppelin-Haus Friedrichshafen, 17 Uhr