Auf einer der bedeutendsten Denkmalorgeln Süddeutschlands
Das 18. Jahrhundert war die goldene Zeit des Orgelbaus in Oberschwaben. Die Klöster – Auftraggeber der meisten Orgeln – waren selbstbewusste Reichsstifte, die sich mit Monumentalorgeln feierten. Und so gab es nach den Zerstörungen des Dreißigjährigen Krieges für die Handwerker viele Jahrzehnte einiges zu tun.
In Oberschwaben sind im 18. Jahrhundert 16 Instrumente mit drei oder gar vier Manualen entstanden. Und diese repräsentativen Großinstrumente wurden alle von einheimischen Meistern gefertigt. In Salem entstand damals sogar die größte Orgelanlage der damaligen Welt! Einen der großen oberschwäbischen Orgelbauer verschlug es in den Burgund. Dieser ausgewanderte Oberschwabe, Karl Joseph Riepp, versorgte das Reichsstift Salem nicht nur mit hervorragenden Orgeln, sondern auch mit Burgundertrauben. Riepps begabtester Schüler war Johann Nepomuk Holzhey; beide stammten aus der Gegend um Ottobeuren.
Johann Nepomuk Holzhey, 1741 in Rappen bei Ottobeuren geboren, dort 1809 gestorben, war dreimal verheiratet, hatte zwölf Kinder und betrieb eine einträgliche Orgelbauwerkstätte. Sein stattliches Wohnhaus teilte er mit einem Kunstschreiner. Von Aufträgen überhäuft, kam er seinen Verpflichtungen kaum nach. Das sollte auch das Stift Weißenau schmerzhaft erfahren. Um ein Jubiläum würdig zu feiern, sollte eine neue Großorgel die Festtage krönen. Mit Holzhey und dem Kunstschreiner wurde 1782 ein Vertrag über eine neue Orgel geschlossen und eine erhebliche Summe gleich angezahlt. Man räumte hurtig die alte Orgel ab. Das aber war fatal. Das Fest rauschte heran, aber Holzhey erschien nicht. Kurz: Das neuntägige Jubelfest 1783 musste ohne Holzeys neuer Orgel gefeiert werden. Dies bedauerte der Herr Reichsprälat zutiefst. Als die Orgel 1787 endlich fertig gestellt war, war der Abt schon drei Jahre tot.
Der Erfolg Holzheys speist sich aus der Tatsache, dass seine Instrumente klanglich die vielseitigsten seiner Zeit waren. Auf der einen Seite schöpfte er aus dem Registervorrat der traditionellen oberschwäbischen Orgel, auf der anderen Seite nutzte er die völlig neuen Klänge, die Riepp aus Frankreich in seine alte Heimat zurückbrachte. Seine Zeitgenossen waren von diesen neuen Klangmöglichkeiten begeistert und mit drei Manualen samt Pedal und 41 Registern, die bis heute größtenteils original erhalten sind, ist Holzheys Instrument in Weißenau eine der bedeutendsten Denkmalorgeln Süddeutschlands.
Ulrich Höflacher ist Leiter der Orgelkonzerte in Weißenau und dort seit über 50 Jahren Organist.
Orgelkonzerte bei Kerzenschein
Klosterkirche Weißenau, jeweils freitags 20.30 Uhr:
8. September: Gerhard Gnann, Mainz
15. September: Matthias Süß, Annaberg-Buchholz
22. September: Willibald Guggenmos, St. Gallen