Mozart-Gala mit französischer Begleitung
Mozarts Arien brauchen nicht nur makellose Stimmen und perfekte Technik, sie verlangen auch nach psychologischem Feingefühl. Die Liebe des Grafen Aminta, der lieber auf die Königswürde verzichtet als auf seine Elisa, muss so glaubwürdig klingen wie die Verzweiflung Paminas, als sie Taminos Zuneigung verloren glaubt. Das zärtliche Wiegenlied der Zaide und die Konzertarie „Schon lacht der holde Frühling“ verströmen eine Leichtigkeit im Ausdruck, die im Gegensatz zur Schwierigkeit der Partien steht. Wenn Susanna als Gräfin verkleidet ein Lied singt, das zwar Graf Almaviva hören soll, das aber eigentlich dem eifersüchtig hinter einem Busch hockenden Figaro gilt, ist das nicht nur ein hinreißendes Liebeslied, sondern auch ein Spiel mit Identitäten.
Die Schweizer Sängerin Regula Mühlemann bringt all das mit: Ihre schlanke und kristallklare Stimme lässt Koloraturen mühelos perlen und verleiht lyrischen Stellen Ausdruck ohne Pathos. In jeder Stimmungslage überzeugt ihre Bühnenpräsenz. Sie gehört zum Mozart Ensemble der Wiener Staatsoper und begeisterte dort das Publikum als Susanna in „Le Nozze di Figaro“ und als Blonde in „Die Entführung aus dem Serail“. Sie war als Pamina in der „Zauberflöte“ bei den Salzburger Festspielen zu hören und als Aminta in der „Entführung aus dem Serail“ bei den Salzburger Mozartwochen. Die schönsten Arien dieser Rollen singt sie in Friedrichshafen.
Dabei begleitet sie das Kammerorchester Basel unter der Leitung Umberto Benedettis. Es hat mit Regula Mühlemann eine CD mit Mozart-Arien aufgenommen, die den Opus Klassik erhielt. Das Orchester errang mehrfach Auszeichnungen für seine historisch informierte Aufführungspraxis. Es gestaltet liebevoll die filigranen Kunstwerke, mit denen Mozart seine Arien umgibt: Mal führt eine Solovioline den Dialog mit dem Sopran, mal suchen Cello oder Flöte die Unterhaltung, mal singen Oboe und Fagott die Melodie, ehe die Streicher vorsichtig übernehmen. Das Orchester stellt Mozarts Arien Werke französischer Komponisten zur Seite, in deren farbiger Instrumentierung Mozarts Lust am Experiment fortlebt. Gabriel Faurés Pavane eröffnet den Abend, eine elegante Verneigung der französischen Belle Époque vor der griechischen Antike. In der Suite „Masques et Bergamasques“ beschwört Fauré die Sehnsucht des Rokokos nach Schönheit und Natürlichkeit. Sein Schüler Maurice Ravel beendete ein Jahr vor Ende des ersten Weltkriegs die Suite „Le Tombeau de Couperin“ und widmete die barock gehaltenen Tänze gefallenen Freunden.
Corinna Raupach ist freie Journalistin.
Mi 19. April, Graf-Zeppelin-Haus Friedrichshafen, 19.30 Uhr
Kammerorchester Basel & Regula Mühlemann (Sopran)
Leitung: Umberto Benedetti Michelangeli
Foto: Guido Werner Photography