Die VKB Band interpretiert die Songs des großen US-Barden aus weiblicher Sicht
Es gibt ja diverse Künstler, deren Schaffen so speziell daherkommt, dass eine Interpretation durch andere unmöglich erscheint. Tom Waits gehört eindeutig in diese Kategorie. Viel zu sperrig seine Performance, viel zu unnachahmlich seine whiskey-malträtierte Grabesstimme. Mit diesem Anti-Stil schuf Waits seit den 1970er-Jahren einen faszinierend anderen Liederkosmos. Trotz aller Kanten und Schroffheit entstand eines der eindrücklichsten US-Songwerke der vergangenen fünf Jahrzehnte. Von Waits, der Ende 2024 seinen 75. Geburtstag feiern wird, hört man inzwischen nicht mehr viel, aber nun haben drei Musikerinnen aus New York die Chuzpe bewiesen, sich ihren eigenen Reim auf manche Waits-Songs zu machen. Und das ist der besondere Clou beim Projekt der „Vicky Kristina Barcelona Band“ (VKB): die weibliche Sicht auf die oft so verzweifelt wirkenden männlichen Archetypen. Beat Poeten, Eisenbahn Hobos, schlampige Betrunkene, Zyniker und hoffnungslose Romantiker, die Hauptrollen in Waits Erzählungen, werden transformiert, ihre Schönheit und Verletzlichkeit enthüllt.
Frauenbands sind im Rock- & Popgeschäft immer noch unterrepräsentiert. Bei der VKB Band lässt sich nun hören und sehen, was drei Multi-Instrumentalistinnen mir ihrer großen Liebe zu Tom Waits veranstalten. Der Bandname entstand nach dem Titel des Woody Allen Films, wo es um die Beziehung von zwei Frauen und einen Mann ging. Vor allem möchten die VKB-Damen den Einfluss der Co-Autorin Kathleen Brennan, Tom Waits Frau, in ihren Interpretationen aufzeigen.
Zusammen bringen Rachelle Garniez, Amanda Homi und Mamie Minch über 100 Jahre Erfahrung im Showgeschäft mit, ihnen macht so schnell niemand etwas vor, nicht mal der große Waits. Mit ihren einfallsreichen Gesangsharmonien und einem Schatz an Instrumenten wie Banjos, Flaschen, Quetschkommoden und Tröten schaffen sie eine Klangwelt, die zugleich kraftvoll, verspielt und ergreifend ist. Sie treffen sich an der Kreuzung von Tragödie und Komödie, um die schrägen Rohdiamanten der Waits-Songs auszugraben und auf Schritt und Tritt neue Facetten freizulegen. Und das mit einem eigenen Charme, der der ganzen Angelegenheit wie von selbst eine völlig eigene Dimension gibt – um doch stets dem alten Straßenkater der US-Westküste zu huldigen.
Michael Borrasch ist Geschäftsführer des Zehntscheuer Ravensburg e.V.
Fr 2. Februar, Zehntscheuer Ravensburg, 20 Uhr
Amanda Homi: Gesang, Harmonium, Percussion
Mamie Minch: Gesang, Steelgitarre, Banjo
Rachelle Garniez: Gesang, Akkordeon, Glocken, Gitarre, Banjo