15. Philosophisch-literarische Salonnacht „im blauen Sessel“
Die Über-Macht der Natur der Corona-Pandemie wie Unwetter-Katastrophen hat uns Menschen drastisch unsere Grenzen aufgezeigt. Allmacht ist uns wahrlich nicht gegeben. Aber ausgestattet mit einer begrenzten Macht sind wir Gestalter, allein wie gemeinsam, privat, in der Freizeit, in Familie und Freundschaften nicht weniger als am Arbeitsplatz und im öffentlichen Raum der Politik. Eine Person, Gruppe oder Regierung ist umso mächtiger, je mehr Gestaltungsfähigkeit sie besitzt, wohl auch, je mehr sie etwas gegen Widerstände durchzusetzen imstande ist. Dies greift Max Webers berühmte Definition auf: „Macht bedeutet jede Chance, innerhalb einer sozialen Beziehung den eigenen Willen auch gegen Widerstreben durchzusetzen, gleichviel worauf diese Chance beruht.“
Über Macht(mittel) zu verfügen, kann in Orientierung an Recht und Gesetz auf legitime Weise durch verantwortungsvolles Handeln, entsprechende Amtsführung und Herrschaftsausübung geschehen – aber leider ebenso missbraucht werden. Die Grenze zum Macht- (wie Amts-)Missbrauch dürfte überschritten werden, wenn eine Person oder Gruppe ihren (partikularen) Willen einseitig „egal wie und wodurch“ durchsetzt, dabei für ihren Vorteil billigend in Kauf nimmt, mit Lug und Betrug zu arbeiten und Betroffene zu schädigen. Beispiele dafür sind manipulierte Testergebnisse, Abgasskandale, Vorgehen gegen investigativen Journalismus, sexueller Missbrauch, die Formen des Mobbings (über Einschüchterungen, Schikanen, soziale Isolation und Verbreitung falscher Behauptungen von Tatsachen) in Unternehmen und öffentlichen Einrichtungen selbst bis in höchste Führungspositionen hinein!
Wie es sich anfühlt, einer Über-Macht ohnmächtig ausgeliefert zu sein, jahrelang Unrecht zu erleiden, wie Macht funktioniert, auch Geschlechtermacht, was Abhängigkeit dabei besagt und wie wider die Macht agiert werden kann, dies und vieles mehr machen Dichter und Denker in ihren Lesungen und Vorträgen zum Thema. Dabei sind Joachim Zelter: „Imperia“, Katrin Seglitz „Schweigenberg“, Beate Rothmaier „Caspar“, Kai Strittmatter „Die Neuerfindung der Diktatur“, Peter Höfle als Kafka-Herausgeber im Suhrkamp-Verlag mit „Kafkas Gesang der Macht“, Dino Weisz mit seinem preisgekrönten Film „Farasha“ sowie die Journalisten Ludger Fittkau und Marie-Christine Werner „Die Konspirateure“. Steffen Nowak liest aus Janne Tellers Buch „Nichts“.
Ralf Elm ist Mitglied der Bürgerinitiative „Im blauen Sessel“.
Im Blauen Sessel
Fr 15. Oktober. Salons in der Ravensburger Marktstraße, Lesungen 20 & 21.15 Uhr // Eröffnung 18.30 Uhr, Innenhof Museum Humpis-Quartier (je begrenzte Teilnehmerzahl).
Alle Infos unter: www.imblauensessel.de
Fotorechte: Burkhard-Riegels