Musical um Helmut Kohls Kabinett als schräge Neue-Deutsche-Welle Revival Band
Im alten Kanzleramt in Bonn brennt noch Licht. Die ehemals mächtigen Männer und Frauen greifen im verstaubten Regierungs-Casino zu den Instrumenten. Lieferten sie sich im Bundestag noch giftige Wortgefechte, müssen sie sich heute Abend zusammenraufen, um mit den optimistischen Songs der Neuen Deutschen Welle die Erinnerung an die Bonner Republik zu retten. Sie können einfach nicht begreifen, warum das alles so schiefgegangen ist mit der Wiedervereinigung. Statt einer weltoffenen Republik erblicken sie in ganz Deutschland nur noch Intoleranz, braune Horden und Hass.
Während Helmut Kohl weiter von „blühenden Landschaften“ träumt und Norbert Blüm die Rente immer noch für sicher hält, raucht Helmut Schmidt missmutig alle Tabakvorräte auf. Als Petra Kelly schon wieder ein Friedenslied anstimmt, platzt Hans-Dietrich Genscher der Kragen: Mit einem wütenden Schlagzeugsolo mischt er die trübe Veranstaltung auf und gibt damit das Startsignal für eine wilde Party. Als schrägste NDW-Revival-Band aller Zeiten lassen die alten Bonner Politiker den Geist der 1980er-Jahre wiederaufleben und schwelgen in Erinnerungen an die Zeit, in der sie noch Einfluss hatten.
Peter Hellmig ist Leiter der Abteilung Kultur und Tourismus Weingarten.
Irgendwie Irgendwo Irgendwann
Fr 15. Oktober, Kultur- und Kongresszentrum Weingarten, 19.30 Uhr
Inszeniertes Konzert von Christoph Roos und Jörg Wockenfuß. Mit dem Landestheater Württemberg-Hohenzollern Tübingen Reutlingen.
Mit Franziska Beyer (Caro), Dennis Junge (Helmut Schmidt), Jürgen Herold (Helmut Kohl), Gilbert Mieroph (Norbert Blüm), Stephan Weber (Hans-Dietrich Genscher), Jennifer Kornprobst (Petra Kelly).
Fotorechte: Tobias Metz