Farce von Werner Schwab
Drei Stubenhockerinnen und ein neuer Fernseher sind der Startpunkt des Erfolgsstücks von Werner Schwab: Vor dem Hintergrund der flimmernden bunten Fernsehbilder träumen sich Erna, Grete und Mariedl aus der Enge der Wohnküche in ein schöneres Leben. Sie plaudern über Gott und die Welt, wälzen Familienprobleme, beklagen sich über ihre missratenen, erwachsenen Kinder und kehren die eigenen Unzulänglichkeiten dabei immer hübsch unter den sauberen Teppich. Doch auch der sauberste Teppich hält so viel Dreck nicht aus. Und so geraten Grete und Erna schließlich in einen handfesten Streit darüber, wer wohl mehr aus seinem Leben gemacht hat. Mariedl schert das Thema nicht – sie hat ihre Berufung längst gefunden: Mit Leidenschaft und gottesfürchtiger Nächstenliebe befreit sie die WCs ihrer Mitmenschen von deren Fäkalien. Doch als Mariedl ihre Finger in so manche Lebenswunde der beiden anderen Damen steckt, gehen die ihr an den Kragen.
„Das sind Leute, die glauben, alles zu wissen, über alle zu bestimmen. Eine Form von Größenwahn. Ich stamme aus einer Präsidentinnen-Familie.“ – Bitterböse und gnadenlos komisch seziert Werner Schwab in seiner 1990 entstanden Farce die kleinbürgerliche Lebenswirklichkeit. Die vermeintlich heile Welt wird unvermittelt zur Wiege von Radikalität und Faschismus.
Werner Schwab, 1958 in Graz geboren, avancierte Anfang der 1990er-Jahre mit seinen Fäkaliendramen, zu einem der gefragtesten Bühnenautoren im deutschsprachigen Raum. „Skandal“ wurde da gerufen. Und doch hat er mit „Die Präsidentinnen“ eines der meistgespielten Stücke geschaffen. Ein Fest für Schauspielerinnen. Und eine Freude für das Publikum.
Christina Schwarz ist freiberufliche Texterin und Redakteurin.
Di 12. und Mi 13. März, Bahnhof Fischbach, jeweils 19.30 Uhr
Städtische Theater Chemnitz
Mit Magda Decker, Ulrike Euen und Susanne Stein
Christian Schmidt: Regie