Neue Kammerorchester-Reihe in Fischbach
Musik im Bahnhof? In Fischbach ist das längst nichts Neues – wohl aber die neue Kammerorchester-Reihe, die das Kulturbüro in dieser Saison als neues Abo im Bahnhof Fischbach startet. Den Auftakt macht das Folkwang Kammerorchester Essen mit einem Programm, das den schlichten Titel „Lieblingsstücke“ trägt und tatsächlich kleine Kostbarkeiten bereithält. Ottorino Respighi etwa verstand es wie kaum ein anderer, die farblichen Möglichkeiten der Streichinstrumente auszukosten: Seine Bearbeitungen von „Alte Tänze und Weisen“ des 16. und 17. Jahrhunderts verzaubern an diesem Abend in delikaten Klangfarben. Johann Adolph Hasse wiederum war zu Lebzeiten ein europäischer Superstar, der als „Venezianer in Dresden“ und Liebling von Kaiserin Maria Theresia berühmt wurde. Sein polyphones Meisterstück „Fuge und Grave“ ist ein barocker Hochgenuss, der sich bis heute von zeitloser Eleganz zeigt. Und dann natürlich Wolfgang Amadeus Mozart: Mit nur 18 Jahren hatte er bereits drei Viertel seiner Sinfonien komponiert – darunter die spritzige A-Dur-Sinfonie Nr. 29.
Im Januar übernimmt die französische Trompeterin Lucienne Renaudin Vary, gemeinsam mit dem Stuttgart Kammerorchester (SKO) die Bühne. Die junge Künstlerin gilt als „Wunderkind der Trompete“ – ihr butterweicher Ton und ihre charmante Bühnenpräsenz samt Pariser Nonchalance haben sie in kürzester Zeit in die großen Konzertsäle der Welt katapultiert. In Fischbach entfaltet sie mit dem SKO die volle Pracht des böhmischen Spätbarocks: Nerudas Trompetenkonzert funkelt festlich und virtuos, während C.P.E. Bachs „Hamburger Sinfonie“ zwischen barocker Tradition und empfindsamer Klassik hin- und herjagt. Den Bogen in die Moderne schlägt Ravels Streichquartett.
Ein besonderes Ereignis erwartet das Publikum im Februar: Ein Kontrabass als Soloinstrument ist selten genug – doch wenn mit Georg Breinschmid und Dominik Wagner gleich zwei Bassisten Seite an Seite mit dem Württembergischen Kammerorchester Heilbronn auf der Bühne stehen, darf man sich auf klangliche Tiefen freuen, die sonst kaum zu erleben sind. Zum Finale schließlich reisen die „wilden Schweden“ an den Bodensee: Das O/Modernt Kammerorchester unter der Leitung von Hugo Ticciati. Bach trifft hier auf Metallica, Hildegard von Bingen auf Jazz – und alles fügt sich, als gäbe es dazwischen keine Grenzen. „Un/modern“ nennen die Musiker ihr Konzept, und in der Tat: Moderner und zugleich traditionsbewusster lässt sich Kammerorchester-Musik kaum denken.
Kathrin Staffler ist Leiterin Presse- und Öffentlichkeitsarbeit und Veranstaltungsleiterin im Kulturbüro Friedrichshafen
Kammerorchester im Bahnhof Fischbach, 19.30 Uhr
Fr 24. Oktober: Folkwang Kammerorchester Essen
Di 13. Januar: SKO & Lucienne Renaudin Vary Trompete
Sa 28. Februar: Württembergisches Kammerorchester Heilbronn
Di 24. März: O/Modernt Kammerorchester
Die Konzerte sind im Einzelverkauf, als Teil eines Wahlabos oder als festes Abo im Kulturbüro erhältlich sowie unter kulturbüro.friedrichshafen.de
Foto: Peter Gwiazda
