Das Borchert-Theater Münster spielt „Alles was sie wollen“
Manchmal beginnen Beziehungsgeschichten so: Es klingelt an der Wohnungstür, der Nachbar von unten steht davor, aufgeregt, weil es in seiner Wohnung von der Zimmerdecke tropft. Ach, du Schreck! Lucie Arnaud hat vergessen, den Wasserhahn der Badewanne zuzudrehen. Das Missgeschick ist schnell geklärt, aber eine andere Geschichte beginnt. Denn Thomas interessiert sich plötzlich für seine Nachbarin Lucie, die gerade an einem neuen Theaterstück brütet. Aber eine Schreibblockade treibt sie in den Wahnsinn. Aus einer Begegnung werden zwei, aus gemeinsamen Essen ein vertrauensvolles Verhältnis. Dabei könnten die beiden unterschiedlicher nicht sein: Sie rastlos, selbstbezogen; er in sich ruhend, ein bisschen schwerfällig und durch den Tod seiner Frau alleinerziehend mit zwei Kindern. Thomas versucht, Lucie aus ihrer Lethargie zu holen. Er schlägt vor, ihren Mann Daniel anzulügen, um durch eine private Krise ihre Kreativität wiederzubeleben. Denn Lucie kann nur über das schreiben, was sie erlebt, am besten über ein verkorkstes Leben. Und plötzlich wird aus einem neu entdeckten Lebensgefühl eine Inspirationsquelle für überraschende Geschichten: in Lucies Theaterstück und in beider Leben.
„Alles was sie wollen“ heißt die neue Komödie von Matthieu Delaporte und Alexandre de la Patellière, die mit ihrem ersten Theaterstück „Der Vorname“ weltweit einen Überraschungserfolg landeten. In bester französischer Tradition eines Konversationsstücks entwickelt die 2016 in Paris uraufgeführte Komödie einen immer rasanteren Drive um die Frage, was Illusion und Wirklichkeit ist.
Der Verlorene
Hans-Ulrich Treichel erzählt mit seiner Novelle „Der Verlorene“ ein Familienschicksal, das sich am Kriegsende und in den Nachkriegsjahren zugetragen hat. Auf der Flucht aus den Ostgebieten drückt die Mutter aus panischer Angst ihren Jungen einer fremden Frau im Flüchtlingskonvoi in den Arm. Fortan ist Arnold verschwunden. Der jüngere Bruder wächst im Schatten des Abwesenden auf. Treichels Novelle hat einen biographischen Hintergrund. Sein Bruder ist auf der Flucht verloren gegangen und nicht mehr gefunden worden. „Der Verlorene“ ist in Baden-Württemberg ab dem Abitur 2021 Sternchenthema im Leistungsfach Deutsch.
Franz Hoben ist stellvertretender Leiter des Kulturbüros Friedrichshafen.
Alles was sie wollen
Mi 6. + Do 7. Oktober, Bahnhof Fischbach, 19.30 Uhr
Wolfgang Borchert Theater, Münster
Der Verlorene
Mi 20. +Do 21. Oktober, Kiesel im k42, Friedrichshafen, 19 Uhr
Badische Landesbühne Bruchsaal
Fotorechte: Alles was sie wollen: KLefebvre; Der Verlorene: Sonja Ramm