Mandelring Quartett und Duo Niek Baar & Ben Kim in Ravensburg
Schon allein die Werktitel und Komponistennamen lassen die Herzen der Kammermusikfreunde und -freundinnen höherschlagen: Bedřich Smetana, der Schöpfer der „Moldau“, blickt in seinem ersten Streichquartett auf sein Leben zurück – auf Liebe und Tanz, aber auch jenen hohen Ton, der ihn peinigte und den Beginn von Taubheit und geistiger Umnachtung markierte. Vielfältige Beziehungen reichen von Beethoven über Tolstoi zu Janáček: Indem ein eifersüchtiger Ehemann seiner Gattin und ihrem Musizierpartner bei der Interpretation von Beethovens „Kreutzersonate“ lauscht, ist er überzeugt, dass die beiden mehr verbindet als die Musik und bringt seine Gattin um. Leoš Janáček wiederum hat die Erzählung des russischen Dichters in sein erstes, aufwühlendes Streichquartett einfließen lassen und spiegelt damit menschliche Abgründe. Versöhnlicher und reich an herrlichen Melodien ist dann das „amerikanische Quartett“ op. 96 von Antonìn Dvořák. Das deutsche Mandelring Quartett darf mit diesem schönen Programm seine erzählerischen Qualitäten beweisen.
„Künstler wie Bach und Beethoven haben auf den Höhen Kirchen und Tempel errichtet. Ich wollte in den Tälern Wohnstätten für die Menschen bauen, in denen sie sich heimisch und glücklich fühlen.“ So schätzte der norwegische Komponist Edvard Grieg seine Musik ein. In seiner Violinsonate op. 13 bringen es der holländische Geiger Niek Baar und der koreanisch-amerikanische Pianist Ben Kim zu Gehör. Die Bezeichnung „Partita“ verweist sogleich auf die Werke der Barockzeit, bei Bach und Händel sind Tanzformen zu einer Suite zusammengefügt. Auch der Pole Witold Lutoslawski erwies in seiner Partita J. S. Bach seine Reverenz, die Originalfassung ist 1984 für den Geiger Pinchas Zukerman entstanden. Die anderen beiden Werke des Programms spiegeln die enge Beziehung zwischen Clara Schumann und Johannes Brahms: Er kam als junger Mann zu Besuch ins Haus von Clara und Robert Schumann, dieser pries ihn in einem Artikel wie einen jungen Gott. Die Freundschaft von Brahms und Clara Schumann hielt nach Roberts Tod ein Leben lang und äußerte sich unter anderem in Briefen und manchen Querbeziehungen musikalischer Art.
Katharina von Glasenapp ist Musikwissenschaftlerin und Kulturjournalistin.
Di 5. März, Konzerthaus Ravensburg, 20 Uhr
Einführung: 19.30 Uhr
„Tschechische Erzählungen“ mit Streichquartetten von Smetana, Janáček und Dvořák
Niek Baar, Violine & Ben Kim, Klavier
Sa 23. März, Konzerthaus Ravensburg, 20 Uhr
Einführung: 19.30 Uhr
Werke von Grieg, Lutoslawski, Brahms und Clara Schumann